Weltatlas dokumentiert veränderte Landnutzung - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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18.05.2021

Weltatlas dokumentiert veränderte Landnutzung

Kurz & Knapp
  • 32% der Landoberfläche der Erde unterlagen seit 1960 einer veränderten Nutzung, berichtet eine neue Studie des Karlsruher Instituts für Technologie KIT. Das ist viermal so viel wie bisher geschätzt.
  • Im globalen Norden sind Waldflächen wieder auf dem Vormarsch und Agrarflächen gehen zurück. Im globalen Süden zeigt sich jedoch das gegenteilige Bild – gerade Brasilien und Indonesien verlieren ihre Wälder.
  • Die Daten zur globalen Landnutzungsänderung sind in einer kostenfreien Datenbank verfügbar und sollen helfen, Strategien für eine nachhaltige Landnutzung und den Schutz von Klima und Artenvielfalt zu entwickeln.

Betroffene Fläche viermal so groß wie angenommen

Die Erdoberfläche, die in den vergangenen sechs Jahrzehnten einer Nutzungsänderung unterlag, ist viermal so groß wie bislang abgeschätzt. Das ist das Resultat einer neuen Studie von Karlsruher Forschenden. Die Änderungen sind jedoch nicht immer gleichbedeutend mit der Zerstörung von Artenvielfalt – auch Wiederaufforstungen zählen beispielsweise dazu.

Bioökonomie ist zwar biobasiert, aber nicht automatisch auch nachhaltig – das wird heute vielfach berücksichtigt. So werden in bioökonomischen Prozessen zunehmend organische Reststoffe anstelle von Primärrohstoffen vom Acker eingesetzt. Biokraftstoffe beispielsweise können nur dann nachhaltig sein, wenn für ihre Rohstoffe nicht artenreiche Flächen wie Wälder in Agrarflächen umgewandelt werden müssen. „Landnutzungsänderung“ heißt das in der Fachsprache.

Landnutzungsänderungen umfassen die Schaffung von Äckern und Weiden, die Ausweitung von Siedlungsgebieten, aber auch die umgekehrte Richtung wie Wiederaufforstungen. Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben nun erstmals die globalen Landnutzungsänderungen der vergangenen 60 Jahre erfasst und in einer visualisierten Datenbank zusammengeführt.

Entscheidende Rolle beim Klimaschutz

„Um die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern, müssen wir das Ausmaß von Landnutzungsänderungen und ihren Beitrag zu Klimawandel, Biodiversität und Nahrungsmittelproduktion besser verstehen“, sagt Karina Winkler vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT. Denn die Landnutzung spiele eine entscheidende Rolle, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen.


Die überraschende Erkenntnis des Projekts HILDA+: Die Landnutzungsänderungen seit 1960 betreffen fast ein Drittel der Landoberfläche der Erde und sind damit viermal so groß wie bislang geschätzt. Die bisherige Unterschätzung liegt unter anderem daran, dass Daten oft nur räumlich oder zeitlich begrenzt vorliegen und vom KIT-Team aufwendig harmonisiert werden mussten, um eine globale Übersicht zu erstellen.

Waldverluste im globalen Süden

„Dabei zeigen die Landnutzungsänderungen aber nicht überall auf der Welt die gleichen Muster“, berichtet Winkler. So hätten sich in den vergangenen sechs Jahrzehnten im globalen Norden die Wälder wieder ausgebreitet und Ackerflächen reduziert. Im globalen Süden, insbesondere in Brasilien und Indonesien hätten sich hingegen die Waldflächen zugunsten von Acker- und Weideland verringert.

Außerdem zeigen die Daten, dass sich die Landnutzungsänderung von 1960 bis 2005 beschleunigt hat, seitdem jedoch verlangsamt ist. „Diese Trendumkehr könnte in Zusammenhang mit einer zunehmenden Bedeutung des globalen Handels für die landwirtschaftliche Produktion und mit der Weltwirtschaftskrise 2007/2008 stehen“, spekuliert Winkler.

Die Ergebnisse der Studie sind in einer Onlinedatenbank frei verfügbar.