Wiedervernässte Moore sind anders - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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19.10.2021

Wiedervernässte Moore sind anders

Kurz & Knapp
  • Nasse Torfböden in Mooren sind wichtige CO2-Speicher – weltweit binden sie mehr Treibhausgase als alle Wälder zusammen.
  • Weltweit müssen rund 500.000 Quadratkilometer trockengelegte Moore wiedervernässt werden, um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen.
  • Wie eine Studie offenbart, unterscheiden sich wiedervernässte Moore jedoch in Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen deutlich von naturnahen Mooren.

Wiedervernässte Moore sind neue Ökosysteme

Wiedervernässte Moore bilden ganz eigene Ökosysteme und unterscheiden sich auch nach Jahrzehnten noch deutlich von naturnahen Mooren. Das zu verstehen ist wichtig, um mehr Moore erfolgreich zu restaurieren und nachhaltig zu nutzen – nicht zuletzt, weil die Wiedervernässung ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ist.

Moore sind wichtige CO2-Speicher – weltweit binden sie mehr Treibhausgase als alle Wälder zusammen. Werden sie für Land- oder Forstwirtschaft oder zum Torfabbau entwässert, verwandeln sie sich in CO2-Quellen. Deshalb gibt es weltweit Bestrebungen, Moore wieder zu vernässen. Doch ganz so einfach lassen sich die zerstörten Ökosysteme nicht wiederherstellen, wie jetzt ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universitäten Greifswald und Rostock herausgefunden hat.

Die Forschenden haben zwischen Wales und Belarus 320 wiedervernässte mit 243 naturnahen Niedermoorstandorten verglichen. Dabei zeigten sich große Unterschiede zwischen beiden Arten von Mooren, die sich auch drei Jahrzehnte nach der Wiedervernässung noch nicht annähern.

Andere Artenvielfalt, variablerer Wasserstand

Im Detail fanden die Fachleute heraus, dass die Wiedervernässung hohe grasartige Feuchtgebietspflanzen begünstigt, beispielsweise Schilf und Rohrkolben. Neben diesen Unterschieden in den Zusammensetzungen der Arten innerhalb der Ökosysteme ergaben die Beobachtungen auch, dass wiedervernässte Moore stärker schwankende Wasserstände aufweisen als naturnahe Moore. Außerdem ist ihr Torf stärker verdichtet.

Die Moorkundigen bezeichnen in ihrer Studie wiedervernässte Moore daher als gänzlich eigenständige Ökosysteme, deren Biodiversität und Ökosystemfunktionen sich auch langfristig von denen naturnaher Moore unterscheiden. Großen Anteil an dieser Erkenntnis hatten auch Daten aus Mecklenburg-Vorpommern, wo mehr als 30.000 Hektar der in Deutschland wiedervernässten Moorfläche liegen.

500.000 Quadratkilometer Moor wiedervernässen

Zu verstehen, wie sich wiedervernässte Moore entwickeln, wodurch sie sich auszeichnen und ob und nach welcher Zeit sie sich wieder wie naturnahe Moore verhalten, ist eine dringliche Aufgabe der Forschung. Gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen müssen weltweit etwa 500.000 Quadratkilometer entwässerte Moore wiedervernässt werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Den Forschenden zufolge müsste Deutschland, um seinen Anteil bis 2050 zu leisten, jährlich rund 50.000 Hektar Moore restaurieren.

Dank Studien wie dieser, die jetzt im Fachjournal „Nature Communications“ vorgestellt wurde, lassen sich diese Maßnahmen besser planen und durchführen. Schwung dafür dürfte auch die im Sommer von den Vereinten Nationen gestartete Dekade für die Restaurierung von Ökosystemen geben.