Zukunfts-Szenarien für eine nachhaltige Entwicklung - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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15.11.2021

Zukunfts-Szenarien für eine nachhaltige Entwicklung

Kurz & Knapp
  • Für die Erreichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele hat die Bioökonomie eine große Bedeutung.
  • Kohärente Politikinstrumente sind wichtig für eine nachhaltige Steuerung der Bioökonomie.
  • Computer-basierte Szenarien unterstützen die Bewertung von Zielkonflikten und Synergie-Potentialen.

Eine wachsende Bedeutung für die Bioökonomie

Ein Beitrag von Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Humboldt-Universität zu Berlin

Die Bioökonomie wird sich in Zukunft sehr dynamisch entwickeln, als Konsequenz aus den ambitionierten Zielen zur Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen sowie den politisch beschlossenen Zielen zur nachhaltigen Entwicklung. Mit meiner Arbeitsgruppe am PIK entwickle ich computer-basierte, langfristige Zukunftsszenarien, wie die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vor-industriellen Epoche begrenzt werden kann. So können wir quantitativ darstellen, wie sowohl der Energiesektor hin zu erneuerbaren Quellen umgebaut werden kann, aber auch die Emissionen aus Landwirtschaft und Landnutzung auf ein Minimum reduziert werden können. Wir berücksichtigen dabei in unseren Modellen auch eine steigende Nachfrage nach biomasse-basierten Rohstoffen, z.B. Baumaterialien oder Kunststoffe. Unsere detaillierten Szenarien bis zum Ende des Jahrhunderts untersuchen konkrete Zielkonflikte und Synergien zwischen nachhaltiger Produktion und Konsum (SDG 12), Emissionsreduktion (SDG 13) sowie neuen Einkommensmöglichkeiten für ländliche Regionen auf der ganzen Welt, vor allem in der Land- und Forstwirtschaft (SDG 1, 2). Diese Alternativen im ländlichen Raum sind vor allem auch deshalb wichtig, da gleichzeitig für den Klimaschutz die Tierhaltung deutlich reduziert werden muss und an Bedeutung in der Landwirtschaft verlieren wird.

 

Köpfe des Wandels

Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen ist ausgebildeter Landwirt und promovierter Agrarökonom. Am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) leitet er die Abteilung „Klimaresilienz“ und ist Professor für Nachhaltige Landnutzung und Klimawandel an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er entwickelt computerbasierte Zukunftsszenarien zu Landwirtschaft und Klimawandel, nachhaltiger Landnutzung, Biomasseproduktion und Wasserknappheit.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Allerdings birgt eine wachsende Bioökonomie auch erhebliche Herausforderungen, z.B. durch eine wachsende Konkurrenz um Land und Wasser zwischen Nahrungs-, Futter-, Energie- und Materialproduktion (SDG 6, 15), möglicherweise steigende Nahrungsmittelpreise (SDG 2), sowie die Notwendigkeit der Anpassung an verbleibende Klimawirkungen selbst bei 1,5 Grad globaler Erwärmung. Wir zeigen, wie nachhaltige Technologie-Entwicklung in der Landwirtschaft und auch neue Strategien bei Biodiversitäts- und Naturschutz zunehmend wichtig werden.

Die Rolle von Forschung und Politik

Der zukünftige Aufbau von nachhaltigen Biomasse-Produktionssystemen in verschiedenen regionalen Kontexten wird in einem hohen Maße bestimmen, ob und wie die menschliche Gesellschaft die Ziele der UN Agenda 2030 erfüllen und die Planetaren Grenzen einhalten kann. Für eine nachhaltige sozio-ökonomische Entwicklung wird vor allem auch eine Mischung aus kohärenten Politikinstrumenten erforderlich sein, um die richtigen Anreize zur Zielerreichung für wirtschaftliche Akteure zu setzen. In unserer Forschung leisten wir hierzu einen Beitrag, indem wir umfassende, quantitative, computer-basierte Zukunftsszenarien verfügbar machen, in denen die Zielkonflikte und Synergien zwischen verschiedenen SDGs im Rahmen einer wachsenden Bioökonomie aufgezeigt und gesellschaftliche Lösungsstrategien analysiert werden. Wir entwickeln unsere Modelle stetig weiter, so dass wir zu allen 17 SDGs konkrete Indikatoren berechnen und ihre Interaktionen konkret abbilden können.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​