Algenextrakt für Kosmetikindustrie - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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18.06.2020

Stadt. Land. Chancen. – Wie wollen wir in Zukunft leben?

Kurz & Knapp
  • Mikroalgen sind grüne Hoffnungsträger der biobasierten Wirtschaft. Sie leben von Luft und Licht, sind produktiv und reich an interessanten Inhaltsstoffen.
  • In der Kosmetikindustrie werden Produkte aus Mikroalgen immer noch spärlich eingesetzt. Ein Grund sind der hohe Aufwand und geringe Ausbeuten bei der Gewinnung der Algenextrakte.
  • In einem neuen Projekt der Deutschen Bundestiftung Umwelt wollen Forschende aus Greifswald die Gewinnung von Algenextrakten nun mittels Plasmatechnologie effizienter und für die Kosmetikindustrie attraktiver machen.

Inhaltstoffe von Mikroalgen mit Plasmatechnik erschließen

In der Wund- und Krebstherapie wird Plasmatechnologie bereits erfolgreich eingesetzt. Nun soll die vielversprechende Technologie die Ausbeute von Extrakten aus Algen verbessern. Das Vorhaben wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.

Zu den Mikroalgen zählen vor allem einzellige Grünalgen und Cyanobakterien, die per Photosynthese Sonnenlicht und Kohlendioxid in organische Verbindungen umwandeln. Mikroalgen sind vorwiegend Wasserbewohner. In einem Photobioreaktor vermehren sie sich schnell und sind sehr produktiv. 

Sie sind reich an Proteinen, Lipiden und anderen Naturstoffen. Trotz ihres enormen Potenzials werden Mikroalgen noch immer nicht im großen Maßstab als Ressource genutzt. Die Gründe dafür sind der noch immer sehr hohe Energiebedarf sowie die Kosten für die Gewinnen der Algenextrakte. Das soll sich ändern. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt in einem neuen Projekt die Entwicklung eines Verfahrens mittels Plasmatechnologie zur wirksameren, umweltschonenden und schnelleren Extraktion der Mikroalgenbiomasse mit 400.000 Euro.

Algenextrakt schonend extrahieren

„Mikroalgen sind absolute Alleskönner“, sagt Projektleiter Gerd Huschek vom Institut für Getreideverarbeitung (IGV, Brandenburg). Mithilfe von Plasma - ein in Teilen ionisiertes Gas - will das IGV-Team nun die Inhaltsstoffe für kosmetische Zwecke aus Mikroalgen schneller und in größeren Mengen extrahieren. Dazu zählen Fette, Vitamine aber auch Farbstoffe, die für Lebensmittel-, Pharma- und Chemieindustrie interessant sind. Aktuell liegt die Ausbeute der Algenbiomasse für Kosmetikprodukte prozentual im einstelligen Bereich.

„Wenn es also möglich wäre, den Algenextrakt günstiger oder in größerer Menge zu erzeugen, dann könnte der nachwachsende Rohstoff sein volles Potenzial entfalten“, ist Hans-Christian Schaefer, Referatsleiter Biotechnologie bei der DBU überzeugt.
 

Mehr Ausbeute bei niedrigeren Kosten

Die Plasmatechnologie wurden vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie in Greifswald entwickelt und wird bereits in der Wund- und Krebstherapie erfolgreich eingesetzt. „Bei diesem Verfahren werden die Zellwände über Schockwellen porös gemacht. So erübrigen sich Einfrieren und Behandeln mit Enzymen“, erklärt Huschek. 
Mit dem Wegfallen der Produktionsschritte werden zugleich Kosten und Energie gespart, ohne die Reinheit des Algenextraktes zu mindern. Die Forschenden wollen den jährlichen Energiebedarf so um ein Drittel senken. Im Rahmen des neuen DBU-Projektes wird auch eine Extraktausbeute von 20 Prozent, statt der bisher möglichen 13 Prozent angestrebt. Sollten die Pläne der Forschenden aufgehen, soll die Plasmatechnologie auch auf andere Algenarten und Produkte übertragen werden.