Wälder im globalen Wandel - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Springe zu:

Springe zum Inhalt

23.06.2020

Wälder im globalen Wandel

Kurz & Knapp
  • Der Klimawandel setzt Wälder weltweit unter Druck. Dürre, Brände und Schädlingsbefall haben den Baumbestand vielerorts drastisch dezimiert. Eine Trendwende scheint nicht in Sicht.
  • Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der TU München hat untersucht, welche Folgen der globale Wandel für die Zukunft der Wälder hat. Das Ergebnis: das Baumsterben geht weiter.
  • Vor allem große Bäume geraten zunehmend ins Hintertreffen. Im Wald der Zukunft dominieren kleine Bäume, offene Bestände und wenige Biomasse. Ein nachhaltiges Waldmanagement könnte die Folgen für Klima und Biodiversität eindämmen.

Globales Baumsterben geht weiter

Wie sieht die Zukunft der Wälder aus? Eher düster, denn der Klimawandel und seine Folgen wie Brände, Stürme und Insektenschäden lassen immer mehr Bäume sterben. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, an der auch ein Münchener Waldforscherteam beteiligt war.

Die beiden Hitzesommer 2018 und 2019 haben Mitteleuropas Wäldern massiv zugesetzt. Alleine in Deutschland kam es in diesen beiden Jahren zum Absterben von mehr als 200.000 Hektar Wald, annähernd die Fläche des Saarlandes. In Australien und im Amazonas standen riesige Waldflächen in Flammen. Doch auch andernorts stehen die Wälder massiv unter dem Druck. Das zeigt nun eine internationale Studie, an der auch Forschende der Technischen Universität München (TUM) beteiligt waren.

Im Fokus der im Fachjournal „Science“ veröffentlichten Analyse stand die Frage, wie der globale Wandel die Wälder in Zukunft verändern könnte. Um das Wissen zum globalen Waldzustand zu bündeln, verglichen die Forschenden Satellitenaufnahmen und 150 Studien und berücksichtigten Faktoren wie Temperatur, CO, Luftfeuchtigkeit, Dürre, Waldbrände, Windwurf, Insekten und die Landnutzung.

Hohe Bäume sind die Verlierer

Der globale Wandel wirkt sich demnach sowohl auf das Wachsen als auch auf das Sterben von Bäumen aus - doch das Pendel schwingt zunehmend in die falsche Richtung. „Unsere Analysen zeigen, dass wir gerade einen Wechsel von überwiegend positiven Effekten des globalen Wandels hin zu einer Periode der wachsenden Limitierungen für Bäume erleben“, so Waldforscher Rupert Seidl von der TU München.

Demnach ist der Anteil von Wäldern, die älter sind als 140 Jahre, seit 1900 von 89 auf 66 Prozent gesunken. Ursachen dafür sind Abholzung, verstärkter Holzeinschlag, Trockenheit sowie Stürme und Brände. Und das Baumsterben geht weiter, so die Prognose. Seidl zufolge werden vor allem große Bäume vom Aussterben bedroht sein, weil stärker dem Wind ausgesetzt seien und sich schwerer mit Wasser aus dem Boden versorgen können.
 

Nachhaltiges Waldmanagement gefordert

Die Wälder der Zukunft werden der Studie zufolge von kleinen Bäumen, offenen Beständen und weniger Biomasse bestimmt sein, was wiederum das Klima aber auch die Biodiversität negativ beeinflussen wird. Doch gerade die Diversität macht Wälder zu guten CO-Speichern. Auch andere für den Menschen wichtige Dienstleistungen des Ökosystems wie die Filterung von Trinkwasser und der Schutz vor Naturgefahren könnten darunter leiden.
Die Forschenden appellieren, nur ein nachhaltiges Waldmanagement könne den Negativtrend stoppen.