Bienen auf Streife - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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15.07.2020

Bienen auf Streife

Kurz & Knapp
  • Die fleißigen Insekten verfügen über einen ausgeprägten Geruchssinn und könnten bald schon bei der Sprengstoff- und Drogenfahndung eingesetzt werden.
  • Erste Tests am Institut für Insektenbiotechnologie der Universität Gießen waren erfolgreich und haben gezeigt, dass Bienen innerhalb kurzer Zeit auf bestimmte Duftstoffe konditioniert werden können.
  • Nicht nur die schnelle Konditionierung spricht für den Einsatz der Bienen, sie sind zudem um einiges belastbarer als Spürhunde.

Am Frankfurter Flughafen suchen bald Insekten nach Drogen

Nicht ohne Grund heißt es „fleißiges Bienchen“: Honig- und Wildbienen bestäuben etwa 80 Prozent aller Blütenpflanzen und sichern so einen großen Prozentsatz unserer Nahrung. Ohne ihre Arbeit würden die Erträge der Landwirtschaft wohl deutlich geringer ausfallen. Doch nun soll bald schon ein weiteres Arbeitsfeld für die Biene hinzukommen: die Drogenfahndung.

Aktuell sind es hauptsächlich Hunde, die der Polizei beim Aufspüren von Drogen behilflich sind. Dafür werden sie etwa ein Jahr lang ausgebildet. Bald schon könnten Bienen ihren Job übernehmen. Denn diese haben nicht nur einen besonders ausgeprägten Geruchssinn, sondern können, nach Angaben des Instituts für Insektenbiotechnologie der Universität Gießen, auch innerhalb kürzester Zeit auf bestimmte Duftstoffe konditioniert werden. Bereits seit mehreren Jahren forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Institut zum Lernverhalten der Bienen. Nun haben sie ein Verfahren entwickelt, um Bienen so zu trainieren, dass sie auf den Geruch bestimmter Drogen reagieren.

Bienenausbildung in der Konditionierungskammer

Das Verfahren funktioniert über einen negativen Reiz in Form eines elektrischen Impulses. Die Bienen kommen dazu zunächst in eine Art „Konditionierungskammer“ – einen kleinen, flachen Kasten. Anschließend wird der Geruch von Kokain oder Heroin in eine Hälfte des Kastens geleitet, während die andere Hälfte neutral bleibt. Fliegt die Biene nun in die duftende Hälfte, erhält sie einen kurzen, sehr schwachen Stromstoß. Dies führt dazu, dass sie den Geruch mit Bedrohung verbindet und von nun an flieht oder ihren Stachel hervorstreckt, sobald sie die Droge wittert. Mit entsprechenden Vorrichtungen könnte diese Technik an den Gepäckkontrollen am Flughafen genutzt werden, um Sprengstoff oder Drogen aufzuspüren. Dazu leitet eine Art Staubsauger die Luft aus den Gepäckstücken zu den Bienen, die dann in einem geschlossenen Behälter auf die Stoffe reagieren.

Eine mögliche Revolution für die Polizeiarbeit

Neben ihrer schnellen Konditionierung spricht auch die Belastbarkeit der Bienen dafür, sie bei polizeilichen Drogenkontrollen zu nutzen. Denn während die meisten Spürhunde nach 20 Minuten eine Pause brauchen, können Bienen bis zu 48 Stunden durcharbeiten. Noch gibt es keine konkreten Pläne, Bienen am Frankfurter Flughafen in der Flugsicherung einzusetzen. Die Vorteile der „Spür-Bienen“ werden jedoch schon in Sicherheitskreisen diskutiert. Eine Kommissarin aus Köln schrieb ihre Bachelorarbeit zum Thema „Untersuchung der Praxistauglichkeit von Bienen als Drogenschnüffler“ und wurde dafür im letzten Jahr auf dem europäischen Polizeikongress mit dem „Zukunftspreis Polizeiarbeit“ ausgezeichnet. Und auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht in den Erkenntnissen eine „mögliche Revolution für die Polizeiarbeit“.