Desinfektionsmittel aus Kaffeeresten gewinnen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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30.07.2020

Desinfektionsmittel aus Kaffeeresten gewinnen

Kurz & Knapp
  • Die Covid-19-Pandemie hat die Bedeutung vielseitig einsetzbarer Desinfektionsmittel ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Daraus ist eine Bremer Forschungskooperation entstanden.
  • Ziel ist die Entwicklung eines biobasierten Desinfektionsmittels, das auf antibakteriellen oder antiviralen Substanzen aus pflanzlichen Reststoffen beruht, etwa aus Kaffeebohnenschalen.
  • Zwei Bremer Unternehmen haben ein Verfahren entwickelt, damit die biobasierten Desinfektionsmittel auch im laufenden Betrieb in Flugzeugen, öffentlichem Nahverkehr oder Krankenhäusern zum Einsatz kommen können.

Auch Rhododendron-Blätter lassen sich verwerten

Antibakterielle Substanzen aus pflanzlichen Reststoffen wie den Schalen von Kaffeebohnen könnten die Grundlage für ein neues biobasiertes Desinfektionsmittel bilden, das in Räumen in Anwesenheit von Menschen eingesetzt werden kann. Eine Bremer Forschungskooperation arbeitet an der Umsetzung.

Manchmal braucht es einen äußeren Anlass, um die richtigen Partner für eine neue Idee zusammenzuführen. Die Covid-19-Pandemie war so ein Anlass im Fall der Bremer Jacobs University und der beiden Bremer Firmen „ProPure – Protect“ und „Just in Air“. Während die beiden Unternehmen auf Hygieneverfahren in der Lebensmittelindustrie spezialisiert sind, befassen sich der Chemiker Nikolai Kuhnert und der Mikrobiologe Matthias Ullrich an der Jacobs University mit Naturstoffen, die antibakteriell oder antiviral wirken.

Durch einen Fernsehbeitrag zur Arbeit der beiden Wissenschaftler an Naturstoffen des Rhododendron wurden die heutigen Partner aufeinander aufmerksam. Gemeinsam entstand das Ziel, ein biobasiertes Desinfektionsmittel zu entwickeln.

Einsatz im Nahverkehr und in Krankenhäusern

Das künftige Desinfektionsmittel soll jedoch eine besondere Eigenschaft haben, die auf die Expertise der beiden Firmen zurückgeht: Sie haben ein Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, Desinfektionsmittel zu versprühen, während Menschen in der Lebensmittelindustrie arbeiten.

Dieser Ansatz soll weiter verbessert werden und in Kombination mit einem besonders wirksamen und zugleich verträglichen Desinfektionsmittel den Einsatz in Flugzeugen, öffentlichen Verkehrsmitteln und Krankenhäusern zu ermöglichen, während Personen anwesend sind.

Abfälle von Röstunternehmen

Das Desinfektionsmittel könnte beispielsweise aus Abfällen der Kaffeeproduktion stammen, denn diese enthalten eine Reihe antibakterieller Wirkstoffe: „Wir werden etwa die äußere Haut der Kaffeebohne nutzen. Sie wird vor dem Rösten entfernt und fällt bei den Röstunternehmen in Bremen als Abfall an“, erläutert Kuhnert. Ebenfalls auf geeignete Naturstoffe untersuchen will das Team Abfallstoffe der Quitte und des Rhododendron.

„Wir können unsere jahrelange Forschung auf ein wichtiges Themengebiet anwenden, das mit der Corona-Krise verstärkt ins Blickfeld geraten ist“, freut sich Kuhnert. Unterstützung erhält das Projekt durch die Bremer Aufbau-Bank, die das Vorhaben durch ihr Programm „Angewandte Umweltforschung“ für zwei Jahre mit 100.000 Euro unterstützt.