Papier aus Ananas-Cellulose - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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08.07.2020

Papier aus Ananas-Cellulose

Kurz & Knapp
  • In Costa Rica fallen wöchentlich bis zu 300 Tonnen Ananasblätter an. Sie werden bisher nicht weiter genutzt und verbrannt.
  • Studierende aus Hannover haben die Ananas-Reste als alternative Rohstoffquelle für die Papierherstellung erschlossen: Aus den Blättern extrahierten sie Cellulose und stellten daraus Visitenkarten her.
  • Mit einem Gründungsstipendium in Höhe von 33.000 Euro des Landes Niedersachsen kann die Idee nun weiterentwickelt werden. Als nächstes soll eine Pilotanlage in Costa Rica gebaut werden.

Agrarreste aus Ananasblättern nutzen

Studierende der Leibniz Universität Hannover (LUH) haben ein Verfahren zur Extraktion von Cellulose aus Ananasblättern entwickelt und daraus Papier hergestellt. Mithilfe eines Gründerstipendiums soll die Idee nun weiterentwickelt und in Costa Rica eine Pilotanlage gebaut werden.

Den Reststoff Ananasblätter als Rohstoffquelle für die Papierherstellung nutzen - das ist das Ziel des Projekts Musa Fibra. Es ist Teil der studentischen Initiative Enactus, die globale, soziale und ökologische Probleme durch unternehmerisches Handeln lösen möchte. Mit insgesamt mehr als 70.000 Studierenden gehört Enactus zu den größten Entrepreneurship-Initiativen weltweit.

Ein 14-köpfiges Hochschulteam der Leibniz Universität Hannover hat ein umweltfreundliches Verfahren entwickelt, um Cellulose aus den Ananasblättern zu extrahieren und daraus Papier herzustellen. Mithilfe eines „Gründungsstipendiums“ in Höhe von 33.000 Euro vom Land Niedersachsen können die Hannoveraner diese Idee nun weiterentwickeln und marktfähig machen.

Umweltfreundliche Reststoffverwertung

Die Reststoffe zur Cellulose-Gewinnung stammen von Ananasplantagen in Costa Rica, wo wöchentlich bis zu 300 Tonnen davon anfallen. Bisher wurden die schwer kompostierbaren Blätter verbrannt oder mit Chemikalien zur Austrocknung behandelt. Abfälle, die auf den Felder bleiben, werden zudem zu Brutstätten für Stechmücken, die das Vieh befallen können.

In den Laboren des Instituts für Technische Chemie der LUH entwickelten die Studierenden ein Extraktionsverfahren, das ohne toxische Chemikalien auskommt und auf chlorhaltige Substanzen zum Papierbleichen verzichtet. Die Musa-Fibra-Technologie ist daher nicht nur umweltfreundlich und nachhaltig. Sie würde auch ein Entsorgungsproblem lösen.

Plantagen in einstigen Tropenwäldern vermeiden

Erste Visitenkarten aus Ananaspapier wurden bereits probeweise gedruckt. Als nächstes soll das Extraktionsverfahren zur Gewinnung von Ananas-Cellulose in einem größeren Maßstab umgesetzt werden. Perspektivisch sollen die Cellulose-Extraktion und Papierherstellung in Nähe der Ananasplantagen in Costa Rico erfolgen und nur das Rohpapier nach Deutschland geschickt werden.

So würden nicht nur Transportwege abgekürzt, sondern zugleich auch Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. Dafür ist der Bau einer Pilotanlage auf einer Partnerplantage in Costa Rica geplant. Sollte die Zellstoffgewinnung auch im großen Stil gelingen, wollen die jungen Gründerinnen und Gründer den Holzersatzstoff auch hierzulande vermarkten. Damit würden sie ihrer Vision, dass möglichst kein Baum mehr für die Papierherstellung gefällt werden muss, einen großen Schritt näherkommen.