Hanf – eine genügsame Mehrzweckpflanze - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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05.11.2020

Hanf – eine genügsame Mehrzweckpflanze

Kurz & Knapp
  • Pflanzen wie Baumwolle, die zur Faserherstellung genutzt werden, benötigen viel Wasser zum Wachsen. Eine genügsamere Alternative könnte Hanf sein.
  • Potsdamer Forschende haben die Wasserproduktivität zweier Hanfsorten im Trockenjahr 2018 genauer untersucht. Faserhanf entpuppte sich als anspruchslose Mehrzweckpflanze.
  • Hanfpflanzen können demnach das Wasser etwa sechs Mal effizienter für die Biomassebildung nutzen als Baumwolle. Zudem benötigen sie deutlich weniger Dünger und Pestizide.

Faserhanf ist weniger durstig als Baumwolle

Faserpflanzen wie Baumwolle benötigen viel Wasser zum Wachsen. Wesentlich genügsamer ist hingegen Hanf, wie Forschende vom ATB Potsdam in einer Studie zeigen. Die Wasserproduktivität von Industriehanf ist demnach auch unter trockenen Bedingungen sechs Mal höher als bei Baumwolle.

Wasser ist die weltweit wichtigste Ressource und essenziell für die Landwirtschaft. Doch die Trockenheit der vergangenen drei Jahre hat Böden und Pflanzen hierzulande stark zugesetzt. Bei der Suche nach genügsamen Alternativen rückt mit Hanf nun eine Pflanze ins Visier, die von modernen Faserpflanzen wie Baumwolle vor langer Zeit verdrängt wurde. Die Pflanze gilt als anspruchslos.

Wie effektiv die Wassernutzung der Pflanze ist, war bislang unbekannt. In einem Feldversuch haben Forschende vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) daher die Wasserproduktivität von Hanfsorten unter trockenen Anbaubedingungen genauer untersucht. Am Forschungsstandort Marquardt im Nordwesten Potsdams wurden mit Santhica 27 und Ivory zwei angepasste Sorten angebaut.

Wasserbedarf bei Trockenheit geprüft

Mit einer Jahresniederschlagsmenge von 579 Millimetern gehört der Versuchsstandort zu den trockensten Gebieten Deutschlands. Der sandige Boden kann zudem nur wenig Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Hinzu kam das Dürrejahr 2018. Um die Wasserproduktivität zu bestimmen, wurden neben meteorologischen Daten auch Wachstumsfaktoren wie die Wasserverfügbarkeit aus dem Boden, die Transpiration und die Photosyntheseleistung ermittelt. Erstmals wurde auch jener Niederschlag erfasst, der das Blattdach der Pflanze durchdringt. Mit der Ernte im September ermittelten die Agrarforschenden dann den Biomasseertrag sowie den faserenthaltenden Bastanteil der Hanfpflanze. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Wasserproduktivität von Industriehanf war mit 2,4 Kilogramm Trockenmasse pro Kubikmeter genutztem Wasser sechs Mal höher als die von Baumwolle.

Geeignet für Anbau an trockenen Standorten

„Wir sehen, dass Hanf großes Potenzial für den Anbau an relativ trockenen Standorten bietet. Das macht Faserhanf interessant als umweltfreundliche Alternative zur Baumwolle, auch dank der geringeren Ansprüche an den Pflanzenschutz“, so Hans-Jörg Gusovius, Experte für Faserpflanzen am ATB. Auch die in Europa angebauten und THC-freien Cannabissorten zählen dem Forscher zufolge zu den eher genügsamen Hanfpflanzen was Wasser- und Pestizidverbrauch betrifft.

Der Pflanzenforscher ist überzeugt, dass multifunktionale Pflanzen wie Hanf künftig hochwertige Pflanzenfasern für die Bioökonomie liefern und damit fossile Rohstoffe in Verbundwerkstoffen wie Bau- oder Dämmstoffen ersetzen können. Solche Daten könnten aber auch Landwirten bei der Optimierung der Wassernutzung helfen. Dafür sei jedoch weitere Forschung nötig.

Weitere Informationen

Pressemitteilung : Hanf – eine genügsame Alternative zu „durstigen“ Faserpflanzen wie Baumwolle

 

In Kooperation mit bioökonomie.de

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