Den Borkenkäfer mit eigenen Waffen schlagen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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17.09.2020

Den Borkenkäfer mit eigenen Waffen schlagen

Kurz & Knapp
  • Pheromone sind Botenstoffe, die Schädlinge wie der Borkenkäfer nutzen, um mit Artgenossen zu kommunizieren. Da diese Duftstoffe auch Fressfeinde anlocken, sind sie gleichfalls zur Schädlingsbekämpfung geeignet.
  • Im Verbundprojekt bioProtect haben Forschende aus Dresden und Göttingen den Borkenkäfer mithilfe eigener Pheromone ausgetrickst und so den Schädlingsbefall deutlich reduziert.
  • Sie nutzten dafür ortsfremde Pheromone des Schädlings, um dessen Fressfeinde anzulocken. So wurden Laub- und Nadelhölzer mit dem Botenstoff von Borkenkäfern präpariert, die jeweils das andere Holz befallen.

Mit Pheromonen gegen die Borkenkäferplage

Holzschädlinge wie der Borkenkäfer vermehren sich umso schneller, je wärmer es ist. Forschenden ist es nun gelungen, den Borkenkäfer auszutricksen und so die Ausbreitung einzudämmen: Sie präparierten Nadel- und Laubhölzer jeweils mit Pheromonen von Borkenkäfer-Varianten, die das jeweils andere Holz befallen und lockten damit Fressfeinde an.

Hitze und Dürre haben in den vergangenen Jahren vielen Bäumen zugesetzt. Die anhaltende Trockenheit hat ihre Widerstandskraft geschwächt und so für Schädlinge wie den Borkenkäfer anfällig gemacht. Und je wärmer es ist, umso schneller vermehrt sich der Schädling. Derzeit erlebt der Wald den größten Borkenkäferbefall seit 70 Jahren. Betroffen davon sind vor allem Fichten.

Nun zeigen Forschende einen Weg auf, den Parasiten auf umweltfreundliche Art Einhalt zu gebieten. Entwickelt wurde die Methode von einem Team aus Dresden und Göttingen im Rahmen des Verbundprojektes bioProtect. Statt die gefräßigen Käfer mit Insektiziden zu bekämpfen, nutzen sie Pheromone des Borkenkäfers. Hierbei handelt es sich um Botenstoffe, die viele Tiere zur Kommunikation mit Artgenossen nutzen, aber auch deren Feinde anlocken.

Botenstoffe der Borkenkäfer ausgetauscht

Bei der Übertragung von Informationen zwischen verschiedenen Arten sprechen Experten von Kairomonen. Mit diesem Botenstoff präparierten die Forschenden frisch geerntetes Holz im Wald, um Feinde des Borkenkäfers wie den Ameisenbuntkäfer anzulocken. Dass diese Falle funktioniert, hat ein Team um den Dresdner Forscher Michael Müller schon vor Jahren beweisen. Im Rahmen des Verbundprojektes bioProtect wurde das Prinzip nun mit der Georg-August-Universität Göttingen und der Ostdeutschen Gesellschaft für Forstplanung mbH weiter entwickelt. Zum Einsatz kamen nunmehr ortsfremde Botenstoffe, so genannte allochthone Kairomone. Das Prinzip: Borkenkäfer, die Laubbäume besiedeln, produzieren andere Pheromone als jene Artgenossen, die Nadelbäume befallen. Im Projekt tauschten die Forschenden diese Botenstoffe einfach aus.

Schädling umweltfreundlich bekämpfen

Das Holz in Laubwäldern wurde daher mit dem Botenstoff des Parasiten aus Nadelwäldern präpariert und umgekehrt. Dieser Trick funktionierte, denn der unbekannte Botenstoff hielt die Borkenkäfer auf Distanz, lockte aber die Ameisenbuntkäfer an. Diese machten sich über die Larven des Schädlings her, die bereits im Holz nisteten. Gleichzeitig bezogen sie auf der Baumrinde Stellung, fingen anfliegende Borkenkäfer ab und fraßen sie auf.

Die Forschenden sind überzeugt, dass sich auf diese Weise die Borkenkäferplage umweltfreundlich eindämmen lässt. „Dann kaufen Waldbesitzer im Fachhandel keine Insektizide, sondern naturnahe Stoffe, die sie an Rohholzstapeln anbringen“, so Michael Müller. Da sich Kairomone auch im Labor herstellen lassen, könnte die Methode in drei bis vier Jahren marktreif sein.