Textil-Recycling mit intelligenten Etiketten - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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03.09.2020

Textil-Recycling mit intelligenten Etiketten

Kurz & Knapp
  • Textilien werden derzeit überwiegend aus neuen Fasern hergestellt. Ein Textil-Recycling mit geschlossenen Stoffkreisläufen ist noch eine Seltenheit.
  • Das Verbundprojekt DiTex will bereits beim Produktdesign ansetzen, um Textil-Kreisläufe zu schließen. Nach dem Motto „Von der Faser zur Faser“ entwerfen Partner aus Forschung und Wirtschaft kreislauffähige Berufskleidung und Bettwäsche.
  • Den Rohstoff bilden recycelte PET-Fasern aus Plastikflaschen. Zudem werden die Textilien mit digitalen Etiketten versehen, die Informationen zur Faserherkunft speichern.

Kreislauffähige Berufskleidung entwickeln

Bekleidung zu recyceln und Fasern für die Erzeugung neuer Produkte wiederzuverwerten, ist eine große Herausforderung für die Textilindustrie. Im Verbundprojekt DiTex entwickeln Partner aus Forschung und Wirtschaft nun neue sogenannte Mietwäsche, die am Ende ihres Lebenszyklus‘ wiederverwertet werden kann. Dabei setzt das Team auf recycelte PET-Fasern und digitale Etiketten, die Informationen zur Faserherkunft speichern.

Die Menschen in Deutschland kaufen pro Jahr im Schnitt 26 Kilogramm Texti-lien pro Kopf, davon 12 bis 15 Kilogramm Bekleidung. Ein hochwertiges Re-cycling ist bisher weitgehend Fehlanzeige. Ein Grund: Textilien bestehen häu-fig aus Mischfasern, die sich schwer trennen lassen.

Beim Design neuer Kleidung bereits an das Recycling denken, ist das Ziel des Verbundprojektes “DiTex”. Es wird vom Institut für ökologische Wirt-schaftsforschung (IÖW) koordiniert. Das Forschungsinstitut Hohenstein in Baden-Württemberg ist in dem Verbund für Textilprüfungen und Pro-duktspezifikationen zuständig. „In DiTex bringen wir Nutzer, Beschaffer und Recycler von Textilien an einen Tisch, um kreislauffähiges Produktdesign Realität werden zu lassen“, erläutert Projektleiterin Anja Gerhardts vom For-schungsinstitut Hohenstein.

Mietwäsche aus recycelten PET-Flasche

Die Forschenden wollen Fasern aus recycelten PET-Flaschen herstellen. Eine wichtige Voraussetzung für das Recycling sind uniforme Stoffe, wie es bei Leihtextilien wie Dienstkleidung der Fall ist. Für Polo- und Businesshemden sowie Krankenhausbettwäsche wollen die DiTex-Partner bis 2022 eine kreislauffähige Produktlinie entwickeln. „Mietwäsche eignet sich auch deshalb gut fürs Konzept ‚Design for Recycling‘, weil sich ihre Nutzung genau nachvollziehen lässt, was optimale Voraussetzungen fürs Recycling bietet“, erläutert Gerhardts.

Um den Ressourcenkreislauf nachvollziehen zu können, werden die Textilien mit einem intelligenten Etikett versehen. Mit dieser digitalen Tracking-ID werden Informationen wie Faserherkunft, Materialkomposition und Beschaffenheit des Textils gespeichert.

Intelligentes Etikett verrät Faserherkunft

Anhand eines solchen Etiketts können Recyclingunternehmen künftig Textilien besser sortieren aber auch den Recycling-Anteil verbessern. Derzeit wird das Tracking-Tool von den Hohensteiner Textilforschern einem Praxistest unterzogen. Denn im Alltag muss die Wäsche bis zu 200 Wasch-, Schleuder- und Trockengänge standhalten. In zahlreichen Waschgängen werden Reißfestigkeit, Weißgrad, Farbqualität, Haltbarkeit und Tragekomfort geprüft.

Das Projekt DiTex wird vom Bundesforschungsministerium noch bis 2022 gefördert. Das Team ist überzeugt: Mit Blick auf eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft könnten die im Projekt entwickelten Lösungsansätze auch Vorbild für andere Bereiche der Textilwirtschaft sein.

 

In Kooperation mit bioökonomie.de

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