Anti-Haft-Beschichtung für Fischnetze - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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06.08.2020

Anti-Haft-Beschichtung für Fischnetze

Kurz & Knapp
  • Die Netze in Aquakulturen zur Fischzucht setzen sich schnell mit Algen, Muscheln und Seepocken zu. Bisherige Lösungen sind arbeitsintensiv oder setzen auf ökologisch bedenkliche Beschichtungen.
  • Ein Forscherteam der Universität Kiel hat eine umweltfreundliche Beschichtung entwickelt, die Schiffsrümpfe vor Biofouling schützt und nun für Aquakulturnetze weiterentwickelt wird.
  • Erste Tests zeigen, dass sich der Bewuchs leicht von den beschichteten Netzen lösen lässt. Künftig soll allein die Wasserströmung genügen, um die Netze sauber zu halten.

Umweltschonender Anstrich gegen Biofouling

Von der Schiffswand bis zum Aquakulturnetz: Oberflächen unter Wasser müssen regelmäßig von Bewuchs gereinigt werden. Spezielle Anstriche können vorbeugen, waren bislang jedoch wenig umweltfreundlich. Bald gibt es nicht nur für Schiffsrümpfe, sondern auch für die Fischzucht eine schonende Alternative.

Jeder zweite Fisch wird nicht mehr in Flüssen, Seen oder Meeren gefangen, sondern entstammt einer Aquakultur. Das verleiht ökologischen Problemen in der Fischzucht ein enormes Gewicht. Eine dieser Herausforderungen ist das Biofouling: Auf unter Wasser liegenden Oberflächen siedeln sich Algen, Muscheln oder Seepocken an – das betrifft Schiffsrümpfe ebenso wie Fischzuchtnetze.

„Dieser Bewuchs ist hartnäckig und macht die Netze schwerer. Dadurch könnten sie reißen und wir unseren Fischbestand verlieren“, erklärt Meeresbiologin Yvonne Rößner, die mit ihrer Fischzuchtanlage in Kiel ein Forschungsprojekt der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) unterstützt. „Außerdem verringern die zugewachsenen Maschen den Nährstoffaustausch, was die Gesundheit unserer Fische gefährdet.“

Eigene Schiffsbeschichtung weiterentwickelt

Bislang gibt es zwei Möglichkeiten, dem Biofouling zu begegnen: Fischzuchtbetriebe können in Handarbeit alle paar Tage die Netze aus dem Wasser ziehen, sie durch Wind und Sonne trocknen lassen und vom Bewuchs befreien. Oder sie können die Netze mit einem kupferhaltigen Anstrich versehen, der den Bewuchs verringert, jedoch schädliche Bestandteile ins Wasser abgibt. Inspiration, wie es anders gehen könnte, kam von einem früheren Projekt der CAU, in dem ein Forschungsteam ein umweltfreundliches Lacksystem für Schiffe entwickelt hatte. „Schon bald wurden wir angesprochen, ob unsere Schiffsbeschichtung nicht auch auf Fischnetzen funktioniert“, so die Biologin Martina Baum, die das neue Forschungsprojekt leitet. Gefördert wird es vom Bundeswirtschaftsministerium.

Strömung soll das Aquakulturnetz reinigen

Der Anstrich für Schiffe besteht aus einem Polymer-Komposit und speziell geformten Keramikteilchen, die gemeinsame eine Anti-Haft-Beschichtung ergeben. Gemeinsam mit dem Netzhersteller Walter Kremmin GmbH & Co. KG entwickelte das Team der CAU den Anstrich für Fischereinetze weiter. „Durch die Kooperation mit dem Kieler Fischzuchtbetrieb können wir die Netze jetzt außerdem unter realen Bedingungen wie UV-Einstrahlung und Wasserströmung testen“, erläutert Baum.

Erste Ergebnisse sind vielversprechend: „Die Organismen auf unseren beschichteten Testnetzen lassen sich sehr leicht mit der Hand abwischen“, erklärt Haoyi Qiu von der CAU. Idealerweise soll am Ende allein die Wasserströmung das Netz sauber halten. Das marktreife Produkt soll für alle gängigen Arten von Netzen und Wasserumgebungen funktionieren.