Mode aus Kiefernrinde - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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13.08.2020

Mode aus Kiefernrinde

Kurz & Knapp
  • Baumrinde ist ein Reststoff der Holzverarbeitung, der bisher meist verbrannt wird. Rund 60 Millionen Tonnen Rinde weltweit bleiben ungenutzt.
  • Ein Team um die Potsdamer Max-Planck-Forscherin Charlett Wenig hat das Potenzial von Baumrinden für neue Biomaterialien aufgezeigt und daraus Färbstoffe und Fasern für nachhaltige Mode entwickelt.
  • Für ihren Beitrag „The Bark Project” hat die Forscherin zusammen mit einer Kunststudentin beim Ideenwettbewerb der Junge Akademie den zweiten Preis in der Kategorie „Visions“ erhalten.

Baumrinde zu Fasern verarbeitet

Holz ist ein begehrter Rohstoff. Doch die Rinde von Bäumen wird bisher kaum genutzt. Welches Potenzial in dem Reststoff steckt, zeigt die Potsdamer Max-Planck-Doktorandin Charlett Wenig im Projekt „The Bark Project“. Mit ihrer Forschung zu neuen Materialien aus Rinde und der Verwendung in nachhaltiger Mode hat Wenig in einem Ideenwettbewerb der Jungen Akademie gepunktet.

Ob Apfel, Birke oder Kiefer: Ein Baum besteht bis zu 20 Prozent aus Rinde. Doch der hölzernen Außenwand wurde bislang kaum Beachtung geschenkt. Der Reststoff wird meist verbrannt oder zu Brikett weiterverarbeitet. Etwa 60 Millionen Tonnen Baumrinde bleiben so weltweit ungenutzt. Zugleich landen durch die Verbrennung unnötige Mengen CO2 in der Atmosphäre.

Doch der bisher vernachlässigte Reststoff könnte eine neue Quelle für Biomaterialien sein, wie Charlett Wenig vom Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) mit ihrer Doktorarbeit beweist. Im Fokus ihrer wissenschaftlichen Arbeit standen die materiellen und chemischen Eigenschaften von Baumrinde.

Fasern und Farben für die Textilindustrie

Die Grundlagenforschung zur Baumrinde war jedoch nur ein Aspekt von Wenigs Arbeit. Im Rahmen des Projektes „The Bark Project“ entwickelte sie gemeinsam mit der Berliner Masterstudentin Johanna Hehemeyer-Cürten von der Berliner Kunsthochschule Weißensee neue Designkonzepte und zeigt damit das breite Spektrum der Weiterverarbeitung auf.

Ein Grund für die vielfältige Anwendung ist demnach die chemische und strukturelle Zusammensetzung der Rinde. Sie besteht im Vergleich zu Holz aus Extrastoffen wie Tannin. Daraus konnte das Team Ascheglasuren aber auch Färbstoffe und Fasern für Textilien herstellen.

Aufgrund des hohen Tanningehaltes sei es bei der Färbung mit Birkenrinde sogar möglich, auf den aufwendigen Beizprozess zu verzichten, berichtet das Duo. Doch aus Kleidung wie Röcke und Jacken ließen sich daraus herstellen. Dafür wurden Fasern der der Kiefernrinde zu Stoff verwebt.

Nachhaltige Visionen ausgezeichnet

Die Kombination von wissenschaftlicher Grundlagenforschung und einer starken ästhetischer Vision von nachhaltigen Textilien überzeugte die Jury beim diesjährigen Ideenwettbewerb der Jungen Akademie überzeugte. The Bark Project wurde in der Kategorie “Visions” kürzlich mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Damit verbunden ist ein Preisgeld von bis zu 2.000 Euro.

Der Online-Wettbewerb fand im Rahmen des diesjährigen 20. Jubiläums der Jungen Akademie statt. Mit dem Preis wurden Visionen für eine nachhaltige Welt und Lösungen für Klimaprobleme ausgezeichnet.