Bioökonomie birgt politische Konflikte
Der Weg hin zu einer biobasierten Wirtschaft ist nicht frei von politischen Konflikten. So gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, ob Bioökonomie wirklich nachhaltig ist. Auf den ersten Blick erscheint es nachhaltig, wenn fossile Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden. Diese positive Einschätzung kann sich allerdings schnell ändern, wenn man überlegt, dass der Anbau von Biomasse landwirtschaftliche Flächen benötigt, auf denen dann keine Nahrungsmittel mehr angebaut werden können. Auch könnte die Artenvielfalt durch die für Bioökonomie möglicherweise notwendigen Biomasse-Monokulturen sinken.
Noch grundsätzlicher wird diskutiert, ob die Idee, die Ökonomie auf eine biobasierte Wirtschaft umzustellen, dabei aber die Grundlagen unserer kapitalistischen Wirtschaftsweise unangetastet zu lassen, überhaupt sinnvoll ist. Manche sagen, dass Nachhaltigkeit eher durch Verzicht, weniger Wachstum und einen grundsätzlichen Umbau der Wirtschaft erreicht werden sollte, um die natürlichen Ressourcen der Erde und das Klima nicht zu überlasten. Wenn der steigende Bedarf an Biomasse bei einem Umstieg auf eine Bioökonomie am Ende nur noch durch Importe gedeckt werden kann, besteht zudem die Gefahr, Umweltprobleme und Konflikte um Anbauflächen auf andere Länder zu verlagern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, die Verbraucherinteressen in den Blick zu nehmen: Wäre z. B. eine Zukunft, in der, wie zurzeit geforscht wird, Fleisch im Labor gezüchtet wird, überhaupt im Interesse der VerbraucherInnen? Gibt es ethische Grenzen für die Nutzung von tierischen und pflanzlichen Rohstoffen für eine biobasierte Wirtschaft und tragen die Verbraucher eine solche biobasierte Wirtschaft mit?