Bioökonomie – Regional gedacht - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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09.03.2021

Bioökonomie – Regional gedacht

Kurz & Knapp
  • Die Transformation zur Bioökonomie bietet zwar außergewöhnliche ökologische und wirtschaftliche Chancen, birgt allerdings auch einige Herausforderungen – insbesondere auf regionaler Ebene.
  • Strukturschwache und in ökologischen Sektoren nicht spezialisierte Regionen können ebenfalls einen Wandel hin zur Bioökonomie einleiten, indem sie auf bestehende Kompetenzen aufbauen und diese mit neuem ggf. verwandtem Wissen aus nachhaltigen Bereichen kombinieren.
  • Aus gesellschaftlicher Sicht sollte ein möglichst breiter Wandel hin zur Bioökonomie angestrebt werden, um so bereits vorhandene (regionale) Ungleichheiten nicht zu manifestieren bzw. neue zu erschaffen.

Bioökonomie – Regional gedacht

Ein Beitrag von Dr. Nils Grashof, Universität Bremen

Das gegenwärtige Wirtschaftssystem, das im Wesentlichen auf Nutzung fossiler und nicht erneuerbarer Ressourcen basiert, steht angesichts des Klimawandels vor immensen strukturellen Herausforderungen. Es gilt, die sozialen, ökologischen und ökonomischen Interessen in Einklang zu bringen. Der Bioökonomie kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu.

Der Wandel hin zu einer Bioökonomie bietet dabei zwar außergewöhnliche ökologische und wirtschaftliche Chancen, zum Beispiel in der Schaffung neuer Industriebereiche, allerdings birgt der Strukturwandel auch einige Herausforderungen – insbesondere auf regionaler Ebene. So stehen einige Regionen vor der Aufgabe, ihre bestehende (und bislang wirtschaftlich erfolgreiche) Industriestruktur nachhaltig umzubauen.

Köpfe des Wandels

Dr. Nils Grashof ist Post-Doc im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Bremen. Dort arbeitet er in verschiedenen Forschungsprojekten und als Manager des Bremen Research & Policy Labs. Als Projektleiter des Forschungsprojekts BioTOP untersucht er zusammen mit Partnern aus Bremen, Marburg und Berlin die Integration sowie die Treiber bioökonomischer Aktivitäten in Deutschland und identifiziert dabei mögliche innovationspolitische Ansätze.

Regionale Unterschiede verstehen und nutzen

Eine erfolgreiche regionale Diversifizierung ist jedoch alles andere als einfach. Sie hängt wesentlich von den vorhandenen Kompetenzen und Fähigkeiten in den Regionen ab. Im Einklang mit der europaweit verfolgten Strategie der „Intelligenten Spezialisierung“ haben somit nicht alle Regionen auch die gleichen Chancen, die gleichen technologischen bzw. industriellen Schwerpunkte zu etablieren. Bedeutet dies aber nun, dass nur wirtschaftlich starke und bereits in „grünen“ Sektoren spezialisierte Regionen einen nachhaltigen Strukturwandel auch erfolgreich meistern können?

Die Antwortet lautet: Nein. Im Gegenteil, auch strukturschwächere und in ökologischen Sektoren nicht spezialisierte Regionen können einen Wandel hin zur Bioökonomie einleiten. Sie sollten auf bestehende Kompetenzen aufbauen und diese mit neuem, ggf. verwandtem, Wissen aus nachhaltigen Bereichen kombinieren. Auch aus gesellschaftlicher Sicht ist ein möglichst breiter Wandel hin zur Bioökonomie erstrebenswert, um so bereits vorhandene (regionale) Ungleichheiten nicht zu manifestieren und/oder neue (regionale) Ungleichheiten zu schaffen. Auf Grund der oftmals jahrzehntelangen Bedeutung einzelner Industrien ist solch eine Transformation in diesen Regionen jedoch oft auch mit gesellschaftlichen Widerständen verbunden. Neben einer klaren und offen kommunizierten Strategie bedarf es daher ausreichender finanzieller Mittel. Ein aktuelles Beispiel ist etwa das Bundesprogramm STARK („Stärkung der Transformationsdynamik und Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftstandorten“), das darauf abzielt, den nachhaltigen Transformationsprozess in den Kohleregionen durch Zuwendungen zu unterstützen.

Zusätzlich zu den bereits in „grünen“ Sektoren spezialisierten Regionen ist es somit erforderlich, dass auch andere Regionen ihre Potentiale für eine Diversifizierung in ökologische Technologien bzw. Industrien identifizieren und diese systematisch gefördert werden. Die wirtschaftlichen Chancen eines strukturellen Wandels hin zu einer Bioökonomie lassen sich so vollständig nutzen. Solch ein ganzheitlicher Ansatz würde ebenfalls zur einer notwendigen, verstärkten gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber der Bioökonomie beitragen.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​