Die Bioökonomie heute beschreiben
Wie lassen sich vor diesem Hintergrund Chancen und Zielkonflikte der Bioökonomie frühzeitig erkennen? Welchen Einfluss hat z. B. das Verbrauchsverhalten in Europa auf die Landnutzung in Südostasien oder Brasilien? Welche Teile der Biomasse nutzen wir zukünftig am besten als Nahrungsmittel, als Rohstoff oder zur Energiegewinnung und wie sichern wir dabei die Vielfalt der Natur?
Zur Klärung dieser Fragen sind zumindest zwei Voraussetzungen wichtig. Erstens muss die Bioökonomie besser beschrieben und eingeordnet werden, gemäß dem Prinzip „was du nicht messen kannst, kannst du nicht lenken“. Ein akzeptiertes und durch Zahlen belegtes Bild der Bioökonomie ist Basis für die Entwicklung langfristiger Strategien. Sowohl Deutschland (vgl. SYMOBIO) als auch die EU bauen ein entsprechendes Monitoring der Bioökonomie auf, das auch die internationalen Ströme von Biomasse erfasst.
Folgen zukünftiger Entwicklungen abschätzen
Zweitens lassen sich auf Basis der heutigen Bioökonomie denkbare Zukunftspfade entwickeln. Was wäre, wenn Nahrungsmittelabfälle um die Hälfte reduziert werden könnten, oder Pflanzen in großem Maßstab in Bioraffinerien verarbeitet würden? Szenarien unterschiedlicher zukünftiger Entwicklungen können in Modellen quantifiziert werden, die auch indirekte Wirkungen und Ausweichbewegungen erfassen.
Im BMBF-geförderten Vorhaben BEST werden zwei Modelle weiterentwickelt, die die Bioökonomie in Europa mit ihren internationalen Wechselwirkungen abbilden. Das Projekt geht der Frage nach, welche Beiträge und welche Zielkonflikte sich aus unterschiedlichen Zukunftsentwicklungen für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele ergeben können. Und es erlaubt die Abschätzung der Folgen nationaler Politikmaßnahmen wie international koordinierter Mechanismen.
Diese Folgenabschätzung aus der Vogelperspektive kann Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft helfen, Chancen durch neue Verfahren und Technologien ebenso wie Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen, damit die Bioökonomie dazu beiträgt, dass die Nachhaltigkeitsziele im Jahr 2030 erreicht werden.