Die Bioökonomie ist ein vielversprechendes Konzept, das den Versuch macht, viele Ziele unter einen Hut zu bringen: (1) die Reduzierung des Einsatzes fossiler Rohstoffe zur Minderung des Klimawandels, (2) das Generieren neuer Wertschöpfungsketten bei Verwertung von (Rest-)Stoffen aus der Land- und Forstwirtschaft und gleichzeitig (3) die Entwicklung bahnbrechender Innovationen zur Stärkung der wissensbasierten Wirtschaft.
Eine der zentralen Herausforderungen der Bioökonomie besteht jedoch darin, genügend große Mengen nachwachsender Rohstoffe zu produzieren, um alle Bedürfnisse nach Nahrungsmitteln, Industrierohstoffen und Energie zu befriedigen. Der Umgang mit knappen Ressourcen erfordert also Entscheidungen.
Zunächst müssen wir uns entscheiden, welche Bioökonomie wir tatsächlich anstreben und welche Rolle die Land- und Forstwirtschaft dabei spielen kann. Ist die Rolle des Primärsektors nur die des Rohstofflieferanten mit Schwerpunkt auf industrieller Massenproduktion? Oder bevorzugen wir eine auf Agrarökologie basierende Bioökonomie, die auf das Schließen lokaler Kreisläufe und nachhaltige Regionalentwicklung zielt?
Eine zweite Entscheidung betrifft die Rolle der Biotechnologie in der Zukunft. Biotechnologie ist zweifellos bereits jetzt ein Bestandteil der Bioökonomie. Gleichzeitig ist die gesellschaftliche Debatte über den Einsatz der Biotechnologie stark polarisiert. Daran wird deutlich, dass die gesellschaftliche Akzeptanz der Biotechnologie stark vom Anwendungsbereich abhängt: zur Herstellung potenziell lebensrettender Arzneimittel oder in industriellen Produktionsprozessen für beispielsweise Waschmittel sind weitaus weniger umstritten, als die Anwendung der Biotechnologie in der Nahrungsmittelindustrie.