Landwirtschaft in der High-Tech Bioökonomie - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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20.11.2020

Landwirtschaft in der High-Tech Bioökonomie

Kurz & Knapp
  • Die Bioökonomie setzt auf die Entwicklung und Konvergenz, also Integration, biologischer, biotechnologischer und digitaler Innovationen.
  • Die tatsächlichen sozialen, ökonomischen und ökologischen Auswirkungen von neuen Technologien sind in großen Teilen noch unverstanden.
  • Das Projekt BioMaterialities erforscht digitale Transformationsprozesse in der Bioökonomie, um Konflikte, Chancen und Risiken zu erkennen und Möglichkeiten der demokratischen Gestaltung auszuloten.

High-Tech in der Landwirtschaft

Ein Beitrag von Dr. Sarah Hackfort, Humboldt-Universität zu Berlin

Ein klarer Fokus in der Entwicklung der Bioökonomie liegt auf (bio)technologischen und digitalen Technologien, etwa wenn es um die Verwertung von Biomasse oder um die Steigerungen der Produktivität geht.

Technologiezentrierten Transformationen fehlen jedoch häufig fundierte Betrachtungen dazu, wie und mit welchen Folgen technische Innovationen entwickelt und genutzt werden und welche sozialen Entwicklungen damit einhergehen.

So ist bisher noch weitgehend unerforscht, wie die Digitalisierung unsere Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion sowie die damit verbundenen Arbeitsformen und Konsumweisen beeinflusst. Diese Veränderungen zu verstehen ist jedoch von hoher Bedeutung, da Technologien niemals gesellschaftlich neutral wirken und deshalb auch Fragen der Demokratie berühren.

Köpfe des Wandels

Sarah Hackfort ist Politikwissenschaftlerin, sie leitet die Forschungsgruppe „BioMaterialities“ an der Humboldt-Universität und arbeitet am IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in nachhaltigkeits- und zukunftsbezogenen Fragen zu Ressourcen, Landwirtschaft und Ernährung, sie arbeitet mit Forschungsansätzen der Politischen Ökologie, der Demokratietheorie und der feministischen Theorie.

Gesellschaftlichen Folgen digitaler Technologien verstehen

Das Forschungsprojekt BioMaterialities beschäftigt sich mit dem Einsatz digitaler Technologien in der Landwirtschaft. Diese reichen von neuen Gentechnikverfahren im Labor über Big-Data-Analysen landwirtschaftlicher Daten bis hin zu digital gesteuerten Gewächshäusern.

Diese neuen Technologien werden einerseits häufig von großen Versprechungen über ihren gesellschaftlichen oder ökologischen Nutzen begleitet. Dabei treten andererseits auch negative Folgeeffekte auf oder es kommt zu gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und politischen Konflikten, bspw. um ökonomische Monopole oder Patente für neue Produkte.

Digitale Technologien im Agrarsystem haben inzwischen nicht nur auf dem Acker sondern auch entlang der gesamten Wertschöpfungsketten Einzug gehalten. So entstehen neue Geschäftsmodelle, wenn landwirtschaftliche Daten in der Cloud gespeichert werden.

Wie und von wem werden diese Daten dann genutzt? Welche Vorteile ergeben sich für LandwirtInnen, wenn sie digitale Plattformen großer Agrarunternehmen wie z.B. Bayer nutzen? Und welche Effekte haben vertikale ökonomische Integrationsprozesse für ProduzentInnen und VerbraucherInnen, wenn z. B. Amazon in den Lebensmittelhandel einsteigt?

Das Projekt analysiert diese und weitere Veränderungen durch neue Technologien an unterschiedlichen Punkten der Wertschöpfungsketten, die damit verbundenen Chancen und Risiken sowie zugrunde liegende politische und ökonomische Machtverhältnisse und soziale Ungleichheiten.

Demokratie und Vorsorge als Gestaltungsansätze erforschen

Bezugspunkte sind kritische Ansätze, um zu erforschen, unter welchen Bedingungen digitale Technologien in der Nutzung und in ihren Folgen demokratisiert und für klima- und umweltschonendere Produktionsweisen entwickelt und eingesetzt werden können. Dabei geht es auch darum zu verstehen, wie Ökonomie gestaltet werden muss, damit Technologieeinsatz nicht nur auf wirtschaftliches Wachstum, sondern vielmehr auf Vorsorge zielt und in erster Linie der menschlichen Bedürfnisbefriedigung und dem Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen dient.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​