Innovationen wecken große Erwartungen. Indem sie das Vertraute infrage stellen, verunsichern sie aber auch. So geht es gegenwärtig der Bioökonomie. Sie gilt als Hoffnungsträgerin einer nachhaltigen Gesellschaft, deren Energie- und Stoffströme sich an den Kreisläufen der Natur orientieren. Um die BürgerInnen für dieses Projekt zu gewinnen, werden umfassende Ziele aufgestellt, die sich nicht auf Technik oder Natur beschränken, sondern den Wandel der Gesellschaft insgesamt im Blick haben. Der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen sprach bereits 2011 von einer „Großen Transformation“. Wie kommen solche Visionen bei BürgerInnen an?
Umwelt- und Klimaschutz haben für die Deutschen einen sehr hohen Stellenwert. Doch bei der technischen Umsetzung einzelner Maßnahmen votieren viele BürgerInnen höchst widersprüchlich. Dies macht das „TechnikRadar 2020“ deutlich, eine repräsentative Umfrage, die die Körber-Stiftung und die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) im Mai 2020 veröffentlicht haben. Eine große Mehrheit befürwortet, dass Deutschland beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangeht. Aber es bestehen auch erhebliche Widerstände gegen einen großangelegten Umbau der Natur. So stößt zwar bei drei Viertel der Befragten die Nutzung nachwachsender Rohstoffe für die Industrie auf Zustimmung. Zugleich sind aber zwei Drittel der Befragten überzeugt, dass der Mensch die Natur respektieren muss und nicht das Recht hat, sie nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Wie passt das zusammen?