Ackerbrachen wieder nutzen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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08.04.2021

Ackerbrachen wieder nutzen

Kurz & Knapp
  • 65 Millionen Hektar Ackerfläche wurden in Europa aufgegeben, weil diese aufgrund von Trockenheit, übermäßiger Nässe oder Bodenproblemen für den Anbau von Nahrungspflanzen nicht mehr infrage kommen.
  • Im EU-Projekt MAGIC wollen Forschende aus zwölf Ländern das Potenzial dieser ungenutzten Flächen mit dem Anbau von Industriepflanzen wieder erschließen und wirtschaftlich sowie ökologisch nachhaltig nutzbar machen.
  • Forschende der Universität Hohenheim setzen hier auf das schnellwachsende Schilfgras Miscanthus. Die Pflanze kann energetisch und stofflich zur Herstellung neuer biobasierter Materialien genutzt werden.

Mit Industriepflanzen ungenutzte Flächen rentabel machen

Vielerorts in Europa wurden Äcker aufgegeben, weil sie für Anbau von Nahrungspflanzen unrentabel sind. Dieses Potenzial wieder für die Bioökonomie zu erschließen, ist das Ziel des EU-Projektes MAGIC. Forschende der Universität Hohenheim wollen mit Partnern aus insgesamt zwölf Ländern Ackerbrachen mit dem Anbau von Industriepflanzen wie Miscanthus wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig nutzbar machen.

Extreme Trockenheit, übermäßige Nässe oder ausgelaugte Böden: Ungünstige Bedingungen haben vielerorts Äcker für den Anbau wichtiger Nahrungspflanzen unrentabel gemacht. Eine Fläche von 65 Millionen Hektar musste allein in Europa aufgegeben werden. In dem EU-Forschungsverbund MAGIC haben sich 26 Partner zusammengetan, um das brachliegende Potenzial wieder zu erschließen.

Unter Beteiligung der Universität Hohenheim wollen die Projektpartner die Äcker mit dem Anbau von Industriepflanzen wirtschaftlich und zugleich ökologisch nachhaltig nutzbar machen. Die fünfjährige Projektarbeit des Konsortiums wird seit 2017 im Rahmen des europäischen Forschungsrahmens Horizont 2020 mit insgesamt 6 Mio. Euro gefördert.

Neue Anbauoptionen

„MAGIC ist ein breit angelegtes Projekt, mit dem wir europaweit Landwirten Möglichkeiten zum Anbau von Industriepflanzen aufzeigen wollen und ihnen Entscheidungshilfe geben möchten: Angefangen bei der Kartierung von Flächen über Züchtung und Auswahl geeigneter Pflanzen bis hin zur Entwicklung von Anbau- und Ernteverfahren“, erklärt die Hohenheimer Forscherin Iris Lewandowski.

Auch Handlungsempfehlungen für Politiker sollen erarbeitet werden, um diese neue Nutzungsform voranzubringen. Der Vorteil: Industriepflanzen liefern nicht nur Biomasse zur Erzeugung von Energie. Die nachwachsenden Rohstoffe sind auch die Basis zur Herstellung biobasierter Kunststoffe, Verbundmaterialien, Schmierstoffe, Chemikalien oder Pharmazeutika. 


Datenbank zu Industriepflanzen aufgebaut

Der Nutzen der Industriepflanzen hängt jedoch von ihrer Nachhaltigkeit ab. Welche Pflanzen unter welchen Bedingungen auf welcher Fläche für den Anbau geeignet sind, haben die Forschenden in einer Datenbank aufgelistet, die über die Webseite des MAGIC-Projektes zugänglich ist. Viele der darin aufgelisteten Pflanzen wie Leindotter, Färberdistel oder Miscanthus-Gras sind vielfältig einsetzbar.

Durch ihre extensive Bewirtschaftung werden zudem der Verlust an Biodiversität, die Bodenerosion und die Freisetzung von Treibhausgasen gesenkt. Aber auch Landwirte können von der neuen Anbauform profitieren, wie Iris Lewandowski betont: „Indem stillgelegte Flächen wieder nutzbar gemacht und damit aufgewertet sowie neue Märkte für die Biomasse erschlossen werden, verbessert sich auch das Einkommen der Anbauer.“