Mit Mikrokapseln gegen den Rebenpilz - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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25.03.2021

Mit Mikrokapseln gegen den Rebenpilz

Kurz & Knapp
  • Die Pilzkrankheit Esca gehört zu gefährlichsten Rebholzkrankheiten. In jahrelanger Forschung wurde am Mainzer Max-Planck-Institut für Polymerforschung ein gezielt wirkendes Pflanzenschutz-Präparat entwickelt.
  • Bei der Technologie handelt es sich um einen aus Lignin bestehenden Mikrocarrier. Die Kapsel enthält ein Fungizid, das in die Rebe injiziert wird und sich langsam im Inneren freisetzt.
  • Mithilfe der EXIST-Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums kann nun die Ausgründung der Mikrotechnologie und deren Weiterentwicklung bis zur Marktreife vorangetrieben werden.

Gezielter Pflanzenschutz für Weinreben marktfähig machen

Esca ist eine gefürchtete Pilzkrankheit bei Weinreben. Mainzer Forschende habe ein mögliches Gegenmittel parat: Sie entwickelten mit Fungiziden beladene Mikrokapseln, die den Pflanzen injiziert werden kann. Mithilfe der EXIST-Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums soll die Technologie nun Marktreife erlangen.

Die Pilz-Erkrankung Esca gehört zu den gefährlichsten Rebholzkrankheiten. Durch den Pilz wird das Holz regelrecht zersetzt, was zum Absterben der Rebstöcke führen kann. Bisher gibt es kein Mittel, das wirksam diese Rebenkrankheit bekämpft. Ein Team um Frederik Wurm vom Mainzer Max-Planck-Institut für Polymerforschung hat hierfür eine Lösung parat.

Gemeinsam mit Katharina Landfester entstand in jahrelanger Forschung ein Nano-Wirkstoff, der den Pilz wirksam bekämpft. Die am Institut entwickelte Technologie der sogenannten Lignin-Mikrocarrier wird in den nächsten anderthalb Jahren nun dank eines EXIST-Gründerstipendiums vom Bundeswirtschaftsministerium in ein Start-up münden und bis zur Marktreife weiterentwickelt. Das Projekt „Escape“ wird mit 800.000 Euro gefördert.

Im Innern der Kapsel steckt ein Fungizid

Der Clou: Das Präparat schlägt den Pilz mit seinen eigenen Waffen – denn auch die Mikrocarrier bestehen aus dem Holzbestandteil Lignin, das der Pilz zersetzt. Diese Kapseln werden in Form poröser Kugeln, die mit einem Fungizid beladen sind, der Rebe verabreicht. Die injizierten Lignin-Mikrocarrier werden nun von den Pilzen zersetzt. Die Mikrocarrier werden demnach zu einer Art Trojanisches Pferd, das mit Unterstützung des Pilzes im Innern der Rebe geöffnet wird und so ganz langsam das Pilzbekämpfungsmittel in den Weinstock einschleusen kann.

EXIST-Stipendium für Rebentherapie

Auf diese Weise wird nicht nur der gefürchtete Rebenpilz wirkungsvoll bekämpft. Durch die langsame Freisetzung des Fungizids wird zudem Düngemittel eingespart. Zudem sind die holzbasierten Mikrokapseln biobasiert und biologisch abbaubar. Nach Jahren der Forschung steht nun die Ausgründung der vielversprechenden mikrokapsel-basierten Behandlung vor der Tür.

Mit im Team sind Friedhelm Gauhl, der als Experte für die Zulassung des Pflanzenschutzmittels verantwortlich sein wird, Andreas Jung als Weinbautechniker sowie Alexander Throm, der sich für die Betriebswirtschaft des Unternehmens verantwortlich zeigen wird.