Paddeln mit biobasierten Boards - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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10.08.2021

Paddeln mit biobasierten Boards

Kurz & Knapp
  • Stand-up-Paddling liegt im Trend, sodass immer mehr Boards auf den Markt kommen. Doch die sind aus Materialien gefertigt, die sich oft schlecht recyceln lassen oder falsch entsorgt werden.
  • Fraunhofer-Forschende entwickeln nun ein Board, das aus dem recycelten Balsaholz stammt, das zuvor in Verbundwerkstoffen für Rotorblätter von Windkraftanlagen verarbeitet wurde.
  • Die neuen Boards sollen nicht nur aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, sondern leicht und stabil sein. Der Werkstoff könnte daher später auch im Leichtbau genutzt werden.

Neues Leben für Balsaholz aus alten Windkraftanlagen

Forschende des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung entwickeln gemeinsam mit weiteren Beteiligten ein biobasiertes Stand-up-Paddling-Board, das aus recyceltem Balsaholz aus ehemaligen Windkraftrotoren und in Europa angebauten Flachsfasern besteht. So soll der naturnahe Trendsport noch nachhaltiger werden.

Stand-up-Paddling (SUP) hat sich als Trendsport etabliert. Gerade jene Menschen, die das Paddelbrett nicht wie ursprünglich erdacht auf Meereswellen einsetzen, sondern lieber entspannt über Seen und ruhige Bachläufe gleiten, schätzen dabei das Naturerlebnis.

Doch wirklich umweltfreundlich sind die meisten SUP-Bretter nicht. Sie bestehen aus erdölbasierten Materialien wie Epoxidharz, Polyesterharz, Polyurethan und Polystyrol in Kombination mit Glas- und Carbonfasergeweben. Oftmals können oder werden diese Stoffe am Lebensende des Sportgeräts nicht recycelt oder auch nur fachgerecht entsorgt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert daher ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, ein umweltfreundliches Leichtbau-SUP-Board zu entwickeln.

Recyceln statt verbrennen

Im Projekt ecoSUP unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung WKI sollen zu 100 Prozent nachwachsende Rohstoffe verarbeitet werden. Balsaholz, das sehr leicht und dennoch mechanisch beanspruchbar ist, war ein naheliegender Kandidat. Doch die Fachleute gingen einen Schritt weiter und entschieden sich für Reststoffe: Sie wollten Balsaholzfasern nutzen, die in Windkraftanlagen verbaut waren. Bislang werden die Rotorblätter am Lebensende zur Wärmegewinnung verbrannt, weil eine Rückgewinnung aus dem Glasfaserverbundstoff schwierig ist.

Genau hier setzt jedoch das Projekt an und hat einen geeigneten Prozess entwickelt. An dessen Ende stehen Späne und Bruchstücke aus Balsaholz. „Dieses sehr feine Ausgangsmaterial benötigen wir, um Holzschaum herzustellen“, erläutert Christoph Pöhler vom WKI.

Leicht, stabil und umweltfreundlich

Die so gewonnen Holzreste werden „aufgeschleimt“ und zu einem Schaum weiterverarbeitet. Dessen Dichte und Festigkeit lässt sich so einstellen, dass ein SUP-Board die nötige Stabilität bei möglichst geringem Gewicht aufweist. Auch die Hülle des Boards wird aus biobasierten Polymeren hergestellt: Sie stammen aus in Europa angebauten Flachsfasern, die ebenfalls sehr gute mechanische Eigenschaften aufweisen. Ende 2022 soll der erste Demonstrator vorliegen.

Bewährt sich das biobasierte Material, sollen SUP-Boards nur der Anfang sein. Auch Skateboards könnten sich die Projektbeteiligten vorstellen, aber ebenso den Einsatz in der Fassadendämmung oder beim Bau von Fahrzeugen.