Wohnen im Pilzhaus - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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15.07.2021

Wohnen im Pilzhaus

Kurz & Knapp
  • Das SciArt-Kollektiv MY-CO-X um die Berliner Mikrobiologin Vera Meyer demonstriert, dass man mit Pilzen auch Häuser und Möbel bauen kann.
  • Im Rahmen der Ausstellungsreihe „tinyBE“ präsentiert das Team derzeit im Frankfurter Metzlerpark eine bewohnbare Skulptur aus Holz, Stroh und Pilzen.
  • Die Außenschale der von einer Raumfahrtkapsel inspirierten Skulptur besteht aus Pilz-Stroh-Verbundstoffen und ist komplett biologisch abbaubar.

Bewohnbare Raumkapsel aus Pilzmyzel, Stroh und Holz

Das Wissenschafts- und Kunst-Kollektiv MY-CO-X um die Berliner Mikrobiologin Vera Meyer präsentiert im Rahmen der Ausstellungsreihe „tinyBE“ im Frankfurter Metzlerpark eine bewohnbare Skulptur aus Pilzen. Das futuristische Gebilde ist biologisch abbaubar und ein Beispiel für nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen.

Pilze sind in der Lebensmitteltechnologie gefragte Helfer bei der Reifung von Käse, bei der Herstellung von Wein und Bier oder aber beim Backen. In der Biotechnologie stellen sie als Zellfabriken wichtige Wirkstoffe oder Chemikalien her. Doch das Potenzial von Pilzen – gerade für die Bioökonomie – ist weitaus größer. Mit ihrer Hilfe könnten nachhaltige und ressourcenschonende Möbel und sogar Häuser entstehen.

Mit dem MY-CO SPACE wird diese Utopie bereits Wirklichkeit. Im Rahmen der Ausstellungsreihe „tinyBE“ präsentiert das Wissenschaft- und Kunst-Kollektiv MY-CO-X um die Berliner Mikrobiologie-Professorin Vera Meyer im Frankfurter Metzlerpark derzeit eine Skulptur aus Pilzen, die bewohnbar ist. Das Pilzhaus ist ein Beispiel dafür, wie man mit Biomaterial neue, zirkuläre Wirtschaftskreisläufe initiieren und Ressourcenknappheit entgegenwirken kann.

Wandteile und Möbel aus dem Zunderschwamm

MY-CO SPACE wurde nach dem Vorbild einer Raumkapsel erbaut. Es ist etwa 20 Quadratmeter groß und bietet Platz für zwei Personen. Die Fassade des futuristischen Gebildes besteht aus einer tragenden Sperrholzkonstruktion, die wabenförmigen Myzel-Elemente miteinander verbindet. Dabei handelt es sich um Pilz-Stroh-Verbundstoffe, die, wie die gesamte Konstruktion, komplett biologisch abbaubar sind.

Die wabenförmigen Wandteile wurden mit dem Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ausgefüllt. Auch bei der Herstellung der Möbel im Inneren wie Stuhl und Bett war der Pilz behilflich. „Es geht um nichts weniger als komplett neu zu denken: Wie wollen wir in Zukunft leben? Wie ist das, mit begrenzten Ressourcen zu leben, zu wohnen? Geht das unbeschwert?“, erklärt Vera Meyer ihre Motivation.

Übernachten im Pilzhaus

Die Biotechnologin von der TU Berlin, die auch als Künstlerin („V.meer“) arbeitet, will mit ihrem 2020 gegründeten Team MY-CO-X die Potenziale aufzeigen, die Pilze und Pilzmaterialien für die Zukunft haben. „Sie bieten uns damit nicht nur die einmalige Chance, eine neuartige, vollständig biobasierte Wirtschaftsweise nach den Prinzipien von Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit aufzubauen, sondern sie haben sogar das Potenzial, uns etwas über Symbiosen zu lehren, über das Funktionieren von Gesellschaften“, so Meyer.

Das Pilzhaus ist noch bis Ende September im Frankfurter Metzlerpark zu sehen und kann sogar für eine Übernachtung gebucht werden.