Abfälle als Rohstoff - Der Beitrag der Bioökonomie zur zirkulären Wirtschaft - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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30.04.2021

Abfälle als Rohstoff - Der Beitrag der Bioökonomie zur zirkulären Wirtschaft

Kurz & Knapp
  • Durch die großen Mengen an biogenen Stoffströmen besteht gerade in Metropolregionen ein bisher unterschätztes Potential für die Bioökonomie.
  • Biogene Abfall- und Reststoffströme sollten als Rohstoffe betrachtet werden.
  • Der Innovationsraum „Bioökonomie im Ballungsraum“ verknüpft Akteure entlang neuer Wertschöpfungsketten und beschleunigt so den Ausbau der Bioökonomie.

Abfälle als Rohstoff - Der Beitrag der Bioökonomie zur zirkulären Wirtschaft

Ein Beitrag von Prof. Dr. Thomas Bayer und Dorit Lehr, Provadis Hochschule

Die Bioökonomie wird häufig als Chance für insbesondere ländliche Regionen gesehen. Bisher noch oft unterschätzt ist allerdings das Potential, welches die Bioökonomie auf Basis von Rest- und Abfallstoffen in einem Ballungsraum in sich bergen kann. Dabei ist dieses Potential beträchtlich: Allein in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main fallen 900.000 t Bioabfall im Jahr an. Bioabfälle sind – zusammen mit Klärschlamm – die bedeutendsten Abfallströme jedes großen Ballungsraumes. Diese werden derzeit jedoch bestenfalls kompostiert, auf Agrarflächen ausgebracht, energetisch verwertet oder aber gar nicht verwertet. Das in Biogasanlagen entstehende CO geht ungenutzt in die Atmosphäre. Dabei können biobasierte Rest- und Abfallstoffe im Sinne einer modernen Kreislaufwirtschaft weiterverwertet und als Rohstoff für eine Vielzahl von Sektoren dienen.

Der Innovationsraum “Bioökonomie im Ballungsraum” – kurz “BioBall” – hat sich daher zum Ziel gesetzt, in der Metropolregion anfallende biobasierte Reststoffe für eine stoffliche Nutzung zu erschließen und somit einen Beitrag für eine kreislauforientierte Bioökonomie zu leisten.

Neue Verfahren können dabei auf vielerlei Ebenen von Vorteil sein: Rohstoffe werden so effizient wie möglich genutzt und es werden neue, regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut, die zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung und dem Klimaschutz beitragen . So können langfristig regionale Standortvorteile sowie Entwicklungsperspektiven für die Zukunft geschaffen werden.

Köpfe des Wandels

Prof. Dr. Thomas Bayer ist Vizepräsident Forschung an der Provadis Hochschule. Er hat über 30 Jahre Erfahrung in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Entwicklung und Produktion sowie geförderten internationalen und nationalen F&E-Projekten. Er ist Mitinitiator des Innovationsraums BioBall und Vorsitzender des Vereins Bioökonomie im Ballungsraum e.V.

Dorit Lehr ist studierte Geographin und Wirtschaftswissenschaftlerin und koordiniert die Geschäftsstelle des Innovationsraums BioBall. Sie verfügt über mehrjährige Erfahrung in der Leitung und im Management von europäischen und internationalen Klimaschutz- und Innovationsprojekten.

Innovationsräume bieten neue Chancen

Für neue Wertschöpfungsketten aus biogenen Rest- und Abfallstoffen wurden bereits einige Ansätze entwickelt und im Labormaßstab realisiert. Damit diese Innovationen in die Praxis umgesetzt werden können, baut der Innovationsraum “BioBall“ auf diesen Ideen auf. “BioBall“ intensiviert den direkten Austausch von privater und kommunaler Wirtschaft, Start-ups, Politik und Wissenschaft und stößt darüber hinaus neue Projekte an.

“BioBall“ stehen dabei durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von 2020 - 2024 bis zu 20 Mio. EUR zur Förderung innovativer Forschungs- und Entwicklungsideen zur Verfügung. Eine wesentliche Aufgabe des Innovationsraums ist das Leistungspotenzial der initiierten Ideen und Projekte für Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit zu prüfen.

Die Potentiale der Bioökonomie für Metropolregionen

Mehrere Projekte haben im Rahmen von “BioBall“ ihre Arbeit gestartet. Dabei ist die Bandbreite der eingesetzten Reststoffe, Verarbeitungstechnologien, Produkte und neuer Wertschöpfung sehr breit.

So werden beispielsweise Glykane (eine Unterkategorie der Kohlenhydrate) aus faserreichen Rückstanden der Lebensmittelverarbeitung gewonnen und zu Rohstoffen für Lacke und Beschichtungen weiterverarbeitet, der Grünschnitt der Stadt Frankfurt dient als Grundlage für organische Elektroden für Brennstoffzellen, Apfeltrester findet in der Erzeugung antimikrobiell wirkender Futtermittel für die Garnelenzucht Verwendung und CO₂ aus Biogasanlagen wird zu Chemikalien transformiert. Und dies ist nur ein Ausschnitt der derzeit geförderten Projekte.

Möglichkeiten der Zusammenarbeit

Der Innovationsraum arbeitet kontinuierlich am weiteren Ausbau der Projekte und Partner. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite https://biooekonomie-metropolregion.de/.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​

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