Der bioökonomische Blick auf Herstellung und Nutzung verschiedener Produkte eröffnet neue Perspektiven und Märkte. Denn dass es sich bereits jetzt lohnt, in die nachhaltige Nutzung erneuerbarer natürlicher Ressourcen und deren Anwendung für Vor- und Endprodukte zu investieren, zeigen einige Beispiele sehr eindrücklich. Da ist zum einen die Herstellung eines betonähnlichen Materials aus Gemüse- und Obstresten, das sogar bruchfester als das Original ist. Auch das sogenannte Graspapier, das aus Papier und Gras hergestellt wird, ist ein Beispiel für so eine nachhaltige Produktinnovation. Zum anderen gibt es die Entwicklung von Forschenden der RWTH Aachen und von Covestro, die Kunststofffaser aus CO2 herstellen, das beispielsweise als Garn in der Textilindustrie genutzt werden kann.
Gleichwohl steckt der Teufel im Detail. Denn der Grad der Nachhaltigkeit hängt stark von der Betrachtungsweise ab. Das kann man sehr gut anhand des sogenannten Bioplastiks sehen, das nicht per se nachhaltiger ist als fossilbasierte Kunststoffe.
Zur Betrachtung und Einschätzung gehören unter anderem folgende Dimensionen: Welcher Referenzrahmen wird gewählt?
- Welche Nachhaltigkeitskomponenten werden in eine Analyse einbezogen?
- Welcher Vergleichshorizont wird gewählt?
- Welche Kaskaden, Kreisläufe und Nutzungskonkurrenzen kommen zum Tragen?
Bioökonomie kann nur dann einen Beitrag zur nachhaltigen und klimaneutralen Entwicklung leisten, wenn die Potentiale biologischer Ressourcen im ganzen Wertschöpfungskreislauf genutzt werden und Zielkonflikte, Nutzungskonkurrenzen sowie Rebound-Effekte systematisch betrachtet werden.