Nachhaltigkeit und Industrie – es geht nicht ohneeinander - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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11.08.2021

Nachhaltigkeit und Industrie – es geht nicht ohneeinander

Kurz & Knapp
  • Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Stärke sind kein Widerspruch – im Gegenteil.
  • Erneuerbare Energie und Bioökonomie sind Eckpfeiler des industriellen Wandels, der alle Lebensbereiche beeinflussen wird.
  • Es ist an uns allen, diesen Wandel aktiv mitzugestalten.

Nachhaltigkeit und Industrie – es geht nicht ohneeinander

Ein Beitrag von Dr. Kathrin Rübberdt, DECHEMA e.V.

Steht Nachhaltigkeit im Widerspruch zu einem erfolgreichen Wirtschaftsstandort? Folgt man manchen aktuellen Debattenbeiträgen, könnte man diesen Eindruck gewinnen. Die UN sieht das anders: „Weil ökologische und soziale Nachhaltigkeit intelligenter Innovationen, moderner Infrastruktur und einer leistungsfähigen Industrie bedürfen, sichern die Mitgliedsstaaten im neunten SDG zu, Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Eckpfeiler wirtschaftlichen Handelns zu machen.“ Kurz gefasst könnte man also sagen: Keine Nachhaltigkeit ohne Wirtschaft – keine Wirtschaft ohne Nachhaltigkeit.

Wirtschaftliche Stärke eröffnet Spielräume

Das leuchtet ein: Ein starker Wirtschaftsstandort kann seiner Bevölkerung auf Dauer einen hohen Lebensstandard, Bildung, Gesundheitsversorgung und materielle Absicherung garantieren. Andererseits kann diese wirtschaftliche Grundlage auch nur dann langfristig bestehen, wenn die Industrie nachhaltig arbeitet. Das heißt, sie geht sparsam mit Ressourcen wie Wasser oder Rohstoffen um, vermeidet Emissionen und strebt, wo immer möglich, nach geschlossenen Kreisläufen. Das gilt nicht nur für kleine Betriebe, sondern auch für große Unternehmen, z.B. in der Chemieindustrie.

Köpfe des Wandels

Dr. Kathrin Rübberdt studierte Chemie in Göttingen und Leipzig und Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Nach ihrer Promotion war sie einige Jahre in der Unternehmensberatung tätig. Seit 2008 ist sie bei der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. beschäftigt. Dort leitet sie seit Juli 2021 den Bereich „Wissenschaft und Industrie“.

Erneuerbare Energie und Bioökonomie als Eckpfeiler des Wandels

Viele große Unternehmen haben sich längst auf den Weg gemacht: Sie ersetzen fossile Energieträger durch regenerativen Strom, gewinnen wertvolle Rohstoffe aus Abwasser oder Reststoffen zurück, ersetzen Öl und Gas durch Biomasse oder kombinieren „klassische“ Chemie mit biotechnologischen Prozessen, um ihre Herstellungsverfahren effizienter zu machen. Bioökonomie und regenerative Energie gehören zu den Schlüsseltechnologien, die das Gesicht der chemischen Industrie derzeit nachhaltig (in jedem Sinne) verändern.

Neue Produkte in den Regalen

Vieles davon passiert bisher für „Normalbürgerinnen und Normalbürger“ mehr oder weniger unsichtbar – wer bekommt schon mit, ob statt eines chemischen Katalysators ein Mikroorganismus in den Reaktoren auf dem Werksgelände seine Arbeit tut? Doch auch für Verbraucherinnen und Verbraucher macht sich der Wandel schon bemerkbar: Omas Wäschekochtopf hat ausgedient, seit moderne Waschmittel Eigelbflecken bei niedrigen Temperaturen aus der Weißwäsche tilgen. Auch in anderen Bereichen des täglichen Lebens werden wir nach und nach neue Produkte vorfinden. Manches davon ist vielleicht teurer als heute, anderes günstiger; manches wird besser funktionieren oder ganz neue Anwendungen möglich machen.

Veränderungen in der Arbeitswelt

Auch für Schüler und Schülerinnen, Studierende und Beschäftigte wird sich nach und nach einiges ändern. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird noch wichtiger werden als heute; Beschäftigte in den Bereichen Chemie, Biotechnologie, Landwirtschaft und Forschung arbeiten bei den neuen Technologien Hand in Hand. Ausbildungswege werden sich verändern, und Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen, die heute noch nichts miteinander zu tun haben, werden zu engen Partnern werden – ein Strukturwandel steht uns bevor.

Um so wichtiger ist es, den Wandel gemeinsam zu gestalten. Industrie, Politik und Gesellschaft können das nur gemeinsam tun. Beteiligungsmöglichkeiten dafür gibt es, z.B. im Projekt „Bio-Wahl“. In welcher Zukunft wir leben möchten, geht uns alle an.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2020/21 – Bioökonomie.​

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