Herkunft von Baumstämmen digital rückverfolgen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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25.05.2021

Herkunft von Baumstämmen digital rückverfolgen

Kurz & Knapp
  • Bislang werden Baumstämme über farbige Markierungen oder Nummernplättchen gekennzeichnet, um sie von der Ernte bis zur Verarbeitung zurückzuverfolgen – ein System mit Unzulänglichkeiten.
  • Ein öffentlich geförderter Forschungsverbund entwickelt eine digitale Alternative, bei der die Schnittflächenstrukturen der Baumstämme als digitale Kennung in der Cloud gespeichert werden .
  • In dieser Datenbank sollen dann auch weitere Daten verknüpft werden können, beispielsweise zur geografischen Herkunft und der Lagerdauer – lückenlos und rückverfolgbar.

Neues Verfahren ersetzt unzuverlässige Markierung am Stamm

Wem gehört der Baumstamm? Wann wurde das Holz geerntet? Wie lange wurde der Stamm gelagert und transportiert? Stammt er wirklich aus nachhaltiger Forstwirtschaft? Forschende entwickeln ein neues System zur digitalen Rückverfolgbarkeit von Baumstämmen, das bald diese Fragen beantworten soll.

Holz ist als nachwachsender und weitgehend CO2-neutraler Rohstoff nachhaltig – oder kann es zumindest sein, wenn die Bewirtschaftung ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet wird. Die zunehmenden Dürren, Stürme und Insektenplagen infolge der Klimakrise verknappen den wichtigen Rohstoff jedoch zusehends.

Nicht nur deshalb gibt es in der Holzwirtschaft auch Betrug. Längst ist nicht jeder Baumstamm, der ein Sägewerk erreicht, auch der nachhaltige Baumstamm, für den das Unternehmen bezahlt hat. Bislang sollen Markierungen an den Stämmen eine gewisse Rückverfolgbarkeit sicherstellen. Doch die Methode hat ihre Schwächen. Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik IPM entwickelt mit weiteren Partnern daher nun eine moderne Alternative.

Lückenlos und fälschungssicher

Lückenlos und fälschungssicher, das sind zwei wesentliche Anforderungen für ein System der Rückverfolgbarkeit. Dabei geht es nicht nur darum, Betrug zu unterbinden, sondern beispielsweise auch sicherzustellen, dass bei der gemeinsamen Vermarktung von Stämmen aus unterschiedlichen Forsten die jeweiligen Eigentümer korrekt zugeordnet werden können.

Das Projekt DiGeBaSt (Digitalisierung gefällter Baumstämme), das im Rahmen der Förderinitiative „Digital GreenTech“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, will das durch eine Art digitalen Fingerabdruck erreichen – genauer gesagt durch einen digitalen Schnittflächenabdruck. Die Oberflächenstrukturen der Sägeflächen sollen dabei der eindeutigen Identifizierung dienen.

Datenbank in der Cloud

Und so funktioniert es: Eine Kamera nimmt die Schnittfläche auf. Das Foto wird als eine Bitfolge gespeichert, quasi eine ID. Zur Identifikation kann der Stamm erneut fotografiert und die Bitfolge abgeglichen werden. Die Bitfolgen werden dazu in einer sicheren Datencloud abgelegt. Darin können dann auch weitere Daten mit dem Stamm verknüpft werden, beispielsweise dessen geografische Herkunft, der Zeitpunkt der Ernte, die Dauer von Lagerung und Transport sowie der Eigentümer.

Die Entwicklung dieser digitalen Rückverfolgung hat im April 2021 begonnen und soll bis März 2023 abgeschlossen sein. Neben dem Fraunhofer IPM sind die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg FVA, die HSM Hohenloher Spezial-Maschinenbau GmbH & Co. KG, ForstBW und die Karl Streit GmbH & Co. KG beteiligt.