Kompostierbare Verpackungen aus Popcorn - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

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13.05.2021

Kompostierbare Verpackungen aus Popcorn

Kurz & Knapp
  • Verpackungen müssen heutzutage nicht nur bestimmte funktionelle Anforderungen erfüllen, sondern auch nachhaltig sein. Dazu gehört auch die Kompostierbarkeit des Materials.
  • Forschende der Universität Göttingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich aus einem Popcorn-Granulat biobasierte und kompostierbare Verpackungen herstellen lassen.
  • Ein neues Verfahren ermöglicht, dieses Popcorn-Granulat nun auch zu 3D-Formkörpern wie Flaschenkartons zu verarbeiten. Die Nordgetreide GmbH & Co. KG wird das Verfahren erstmals einsetzen.

3D-Formteile aus Popcorngranulat

Moderne Verpackungen sollten nicht nur funktional, sondern auch nachhaltig sein. Forschende der Universität Göttingen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich 3D-Formteile aus einem Popcorn-Granulat herstellen lassen, die kompostierbar sind. Das Lübecker Unternehmen Nordgetreide wird das Verfahren erstmals kommerziell einsetzen.

Ob Transport oder Lagerung: Verpackungen müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, damit die Ware beim Kunden unbeschadet ankommt. Noch dominieren erdölbasierte Kunststoffe zwar dieses Feld. Doch Biokunststoffe, die recyclingfähiger oder biologisch abbaubar sind, sind auf dem Vormarsch.

Dazu könnten bald schon Verpackungen aus Popcorn gehören. Forschende der Universität Göttingen haben ein neuartiges Verfahren entwickelt, dass es ermöglicht, Popcorn-Granulat zu dreidimensionalen Formkörpern zu verarbeiten. Ein Team um Forschungsgruppenleiter Alireza Kharazipour hatte in den vergangenen Jahren erfolgreich an dem Herstellungsverfahren geforscht. „Mit diesem neuen an die Kunststoffindustrie angelehnten Verfahren lassen sich nunmehr die verschiedensten Formteile herstellen“, erklärt Kharazipour.

Nachhaltig und kompostierbar

Zur Herstellung des Popcorngranulats wird ausschließlich sogenannter Industriemais genutzt, der hierzulande angebaut wird. Anders als bei dem beliebten Kino-Knabbersnack, werden hier die Maiskörner bereits vor dem Aufpoppen zerkleinert und mit einem Bindemittel aus tierischen Proteinen vermengt, das aus Schlachtabfällen gewonnen wird und ebenfalls biologisch abbaubar ist. Der neue Werkstoff ist aber nicht nur umweltschonend, sondern auch wasserabweisend. „Besonders für den Bereich Verpackungen lässt sich so gewährleisten, dass Produkte sicher transportiert werden. Und dies mit einem Verpackungsmaterial, das anschließend sogar biologisch abbaubar ist“, so Kharazipour.

Breites Einsatzspektrum für Popcorngranulat

Das Lübecker Unternehmen Nordgetreide wird das Verfahren künftig nutzen, um Verpackungen aus Popcorngranulat herzustellen. Ein Lizenzvertrag mit der Universität Göttingen wurden kürzlich geschlossen. „Die pflanzenbasierten Verpackungen werden aus einem nicht für Lebensmittel geeigneten Reststoff unserer Cornflakes-Produktion hergestellt und sind nach der Verwendung rückstandslos kompostierbar“, erklärt Nordgetreide-Geschäftsführer Stefan Schult.

Doch das Einsatzpotenzial des Popcorngranulats ist weitaus größer. Die Forschenden sind überzeugt, dass ihr neuer Werkstoff eine nachhaltige und umweltschonende Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen und Styropor ist. Neben Verpackungen können daraus auch Möbel, Dosen, Becher oder Schalldämmplatten hergestellt werden.