Aufforsten mit biobasierten Wuchshüllen - Wissenschaftsjahr 2020/21 - Bioökonomie

Springe zu:

Springe zum Inhalt

30.11.2021

Aufforsten mit biobasierten Wuchshüllen

Kurz & Knapp
  • Oftmals werden Wuchshüllen, die junge Bäume vor Fraßschäden durch Wild schützen sollen, nicht oder nicht rechtzeitig entfernt. Mit der Zeit gelangt so Klein- und Mikroplastik in die Natur.
  • Das Deutsche Institut für Textil- und Faserforschung hat ein Hybridgarn aus Baumwoll- und PLA-Fasern entwickelt. Es ist biobasiert sowie biologisch abbaubar.
  • Die Firma Buck erzeugt aus dem Hybridgarn ein Gestrick, aus dem dann Wuchshüllen hergestellt werden.

Hybridgarn aus Baumwolle und PLA ist biologisch abbaubar

Wenn Rehe die Rinde von jungen Bäumen abknabbern, können Aufforstungen daran scheitern. Jetzt haben Forschende eine besondere Wuchshülle als Schutz für Bäume präsentiert. Sie ist biobasiert und biologisch abbaubar und vermeidet daher das Problem bisheriger Kunststoff-Baumhüllen, die oft als Klein- und Mikroplastik in Waldboden und Gewässern enden.

Junge Bäume sind lecker – zumindest für so manches Waldtier. Für Aufforstungen stellt das ein Problem dar, denn schon so manches zarte Pflänzchen hat infolge der Fraßschäden nicht überlebt. Häufig werden neu angepflanzte Bäume deshalb durch sogenannte Wuchshüllen geschützt, grobmaschige Röhren aus Metall oder Kunststoff, die um den Stamm gewickelt werden. So bleibt die junge Rinde vor den Tieren geschützt.

Nach drei bis fünf Jahren muss eine solche Baumhülle jedoch wieder entfernt werden. Manchmal jedoch die Hülle dann bereits in den Baum eingewachsen oder die Entfernung wird schlicht unterlassen, weil Personal fehlt. Zwar sind die Kunststoffhüllen heute meist biobasiert – doch nicht bioabbaubar. In der Folge ihrer Zersetzung belasten sie den Wald mit Klein- und Mikroplastik.

Flachsfasern und Polyaktid

Fachleute des Deutschen Instituts für Textil- und Faserforschung haben nun eine biologisch abbaubare Alternative vorgestellt. Das Team hat dazu ein Garn entwickelt, das aus Flachsfasern und dem auf Milchsäure basierenden Polylactid (PLA) besteht. Gegenwärtig ist PLA der einzige in industriellem Maßstab genutzte Thermoplast, der gut biologisch abbaubar ist. In einem mehrstufigen Prozess werden beide Fasern zu einer Hybridfaser verarbeitet, die anschließend zu einem biobasierten Hybridgarn versponnen wird. Bedeutsam war dabei die Wahl des geeigneten Spinnverfahrens. Es sollte einfach und in der Industrie gut etabliert sein, um die Neuentwicklung schnell in die Praxis bringen zu können.

Erste Baumhüllen herstellt

Am Ende entschied sich das Team dafür, den sogenannten Flyer einzusetzen, weil sich damit ein sowohl voluminöses als auch festes Garn erzeugen lässt. Zugleich lassen sich in diesem Verfahren eine Menge Parameter an die jeweiligen Anforderungen anpassen.

Für den Schritt in die Praxis tauschten die Fachleute letztlich die Flachsfasern noch gegen Baumwollfasern, weil diese biegsamer sind. Diese Flexibilität macht das Garn robuster gegenüber Einflüssen durch Wind und Wild. Gleichzeitig gibt es mehr Spinnereien, die bereits mit Baumwolle arbeiten, als mit Flachs. Im Forschungsprojekt hat die Firma Buck als Partner dieses Garn zu einem Gestrick verarbeitet und bereits erste Baumhüllen daraus hergestellt.