Zur Entwicklung der Zukunftsszenarien wurden rund 80 wissenschaftliche Studien analysiert und mögliche Entwicklungen in den Themenfeldern „Wohnen und Bauen“, „Pendeln und Arbeiten“ sowie „Versorgen und Zusammenhalten“ abgeleitet. Sie veranschaulichen nicht nur, welche Technologien und bioökonomischen Innovationen zukünftig möglicherweise unseren Alltag prägen werden, sondern auch, wie sich unser Zusammenleben und alltägliches Miteinander in der Stadt und auf dem Land im Allgemeinen verändern könnte. Hier soll beschrieben werden, wo Menschen in Stadt und Land Chancen für die Bioökonomie sehen.
Die Nachhaltigkeit von Produkten ist für die meisten der Befragten ein sehr wichtiges Thema. Über 90 Prozent der Teilnehmenden wünschen schnell erkennen zu können, welche Auswirkungen ein bestimmtes Produkt auf die Umwelt hat und legen Wert darauf, dass ihre Lebensmittel regional angebaut werden. Es geht also darum, ein Indikatorensystem zu entwickeln, um nachhaltige Produkte möglichst unkompliziert erkennen zu können. Insbesondere einkommensschwächere Gruppen befürchten, sich (auch) in Zukunft nachhaltige Produkte nicht leisten zu können und daher auf umweltunverträglichere Alternativen ausweichen zu müssen. Diese Sorgen sollten zum Ausgangspunkt von technischen und sozialen Innovationen werden.
Dabei gilt aber auch: Regional ist nicht zwingend nachhaltig. Grundvoraussetzung ist, dass die entsprechenden Früchte vor Ort für sie günstige Bedingungen vorfinden und unter Umständen nur saisonal angebaut werden können. Das bedeutet gegebenenfalls ein eingeschränktes, saisonales Angebot im Supermarkt.
Der These „Ich freue mich, wenn es nachhaltige Fleischalternativen aus dem Labor gibt“ stimmen jüngere Personen, Befragte aus der Stadt und Frauen eher zu, ältere Personen lehnen Fleischalternativen eher ab. Informationen darüber, dass die Laboralternative ebenfalls aus natürlichen Rohstoffen wie Pilzen oder Algen hergestellt werden kann und zudem gesundheitliche Vorteile bietet, sind wichtig.
Alle Teilnehmenden haben Interesse daran, ökologisch nachhaltig im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu bauen. Um die Angst vor steigenden Baukosten einzudämmen, muss gezeigt werden, welche Baustoffe Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz vereinen. Menschen in Stadt und Land stimmen flexibleren Wohnformen, die sich durch anpassbare Möblierung auszeichnen, zu. Hier bietet sich Raum für neue Materialien, die durch die Nutzung von Stoffnebenströmen entstehen.
Biobasierte Verfahren, Produkte und Technologien treiben das Wirtschaften in Kreisläufen voran: Gerade die Nutzung von biogenen Stoffströmen vor Ort ist aus bioökonomischer Sicht sinnvoll und setzt auf eine eher kleinteilige regionale Nutzung mit hohem Wertschöpfungspotential, um Transportwege zu vermeiden.
Für das Handwerk, das aktuell mit einem Fachkräftemangel und Ausbildungsdefizit konfrontiert ist, bieten innovative Fertigungstechniken und kleinteilige, regionale Produktionsanlagen die Chance, Arbeitsplätze für den Nachwuchs attraktiver zu gestalten. Die Studie zeigt, dass besonders die jüngere Altersgruppe sich verändernden technologischen Herausforderungen im Berufsleben ohne Befürchtungen entgegenblickt.