Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

Mit Big Data Leben retten

Der intelligente Umgang mit großen Datenmengen eröffnet Medizinern neue Möglichkeiten

Wir füttern das Internet mit unvorstellbar vielen Daten. Tag für Tag produzieren Menschen 2,5 Quintillionen Bytes - eine Zahl mit 30 Nullen. Wissenschaftler und Programmierer sind sich einig, dass durch die Analyse personenbezogener Daten Entwicklungen in der Offline-Welt vorausgesagt werden können. Welche Chancen, aber auch Risiken die Nutzung von Big Data birgt, zeigt der Beitrag im TV-Magazin "Shift" der Deutschen Welle:

Big Data wird in verschiedenen Branchen angewendet, um sich auf bevorstehende Ereignisse vorzubereiten. So hat sich der Online-Versandhändler Amazon ein Patent auf vorausschauenden Versand gesichert. Eine Analyse der Käuferdaten ergibt, welcher Kunde welches Produkt in Zukunft bestellen wird. Die Ware soll dann schon vor der nächsten Bestellung im nächsten Versandzentrum bereitliegen.

Statistische Auswertungen nutzen auch die Ermittlungsbehörden in den Vereinigten Staaten. "Predictive policing", die vorausschauende Polizeiarbeit, ist dort längst Realität. So versuchen Beamten herauszufinden, wann und wo das nächste Verbrechen geschieht. Das Ziel: Schneller als die Täter zu sein und Kriminalfällen zu verhindern.

Auch Mediziner testen die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Big Data. In Blutwerten, DNA-Profilen und Fallstudien könnten sich medizinisch nutzbare Erkenntnisse verbergen – wenn man sie im großen Stil erfasst und analysiert. So ist es denkbar, dass Big Data künftig bei der Behandlung von Frühgeborenen hilft. Durch Datenerhebungen von Vitalfunktionen lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Infektionen vorhersagen – und das 24 Stunden bevor die ersten Symptome auftreten. Ein weiteres Beispiel findet sich in der Psychologie: Depressive Menschen ziehen sich von ihrer Umwelt zurück, reduzieren ihre Kommunikation und bewegen sich meist weniger. Durch eine entsprechende Software könnten Psychiater Alarmzeichen erkennen und frühzeitig eingreifen, bevor Patienten depressive Schübe erleiden. Eine solche Anwendung erproben Ärzte der Universität Bonn.

Die Medizin steht in Bezug auf die effektive Nutzung von Big Data erst am Anfang – auch weil die Analyse personenbezogener Daten ethische Fragen aufwirft. Zugleich wird beim Datenschutz nach zufriedenstellenden Lösungen gesucht: Wie werden die intimen Daten verschlüsselt? Wo werden sie gelagert und wer verwaltet sie?

Dem Medizinsektor ergeht es also genauso wie anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen: Big Data löst große Hoffnungen aus, schürt aber auch Ängste.

 

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