Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

MOOCs – digitale Universitäten der Zukunft

Können Massive Open Online Courses klassische Universitäten ersetzen?

Die Zukunft des Lernens wird wohl an kaum einem anderen Thema so sichtbar wie bei Massive Open Online Courses. Die Idee ist genauso simpel wie einleuchtend: Professoren stellen ihre Vorlesungen als Videos online, so dass sie von jedermann zu jeder Zeit an jedem Ort abgerufen werden können. Die virtuellen Lernkurse stehen damit jedem offen (open) und haben praktisch keine Teilnehmerbegrenzung (massive).

MOOCs - Massive Open Online Courses
E-Learning – unser Schwerpunkt im Monat September

Diese Demokratisierung der Hochschulen nahm ihren Anfang nicht zufällig in den USA. Dort sind die Studiengebühren inzwischen so hoch, dass viele Schulabgänger aus Angst vor Überschuldung trotz guter Noten gar nicht erst studieren. Inzwischen ist die MOOC-Welle auch nach Europa hinüber geschwappt. In Deutschland sind bislang aber erst wenige Universitäten mit richtigen MOOC-Konzepten auf dem Markt vertreten. Zu den bekanntesten deutschen Anbietern zählen iversity, Europas größter MOOC-Anbieter, OpenCourseWorld, eine Plattform, die von der IMC AG betrieben wird, und openHPI vom Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik.

Professoren werden zu Youtube-Stars

Bei einer vom deutschen Stanford-Professor Sebastian Thrun vor zwei Jahren gehaltenen Vorlesung nahmen neben seinen Studenten zusätzlich 160.000 Interessierte online teil. Auch der Medieninformatiker Prof. Dr. Oliver Vornberger von der Universität Osnabrück versteht es, seine Mathematik-Vorlesungen spannend zu gestalten und gehört zu den ersten deutschen Professoren, die ihre Vorlesungen online stellten. Sein neuester MOOC, der vom Zentrum virtUOS der Universität Osnabrück produziert wurde, ist auf der Plattform iversity.org abrufbar.

Prof. Dr. Oliver Vornberger erklärt MOOCs

Setzt sich der Trend auch in Deutschland durch?

MOOCs der amerikanischen Eliteuniversitäten wie Harvard, MIT und Stanford sind weltweit begehrt. Doch ob sich MOOCs langfristig auch in Deutschland durchsetzen, bleibt abzuwarten. Kritiker der Kurse bemängeln, dass zu wenige der Teilnehmer die Kurse abschließen. Sie beanstanden außerdem, dass die kostenlosen Lernangebote große Teile der Bevölkerung nicht erreichen.

xMOOCs und cMOOCs

Bislang konnten sich zwei unterschiedliche MOOC-Ansätze etablieren. Die sogenannten xMOOCs („x“ steht für extended) sind einer normalen Vorlesung nachempfunden. Es gibt meist aufgezeichnete Video-Lektionen, Multiple-Choice Aufgaben und eine Abschlussprüfung, die vom Dozenten bewertet wird. cMOOCs („c“ steht für connectivist) sind dagegen anders aufgebaut. Die Lernenden arbeiten vorwiegend an Gruppenaufgaben und bewerten ihre Arbeit gegenseitig. Die cMOOCs setzen viel mehr auf Interaktion, weniger lineare Lernvorgaben und eigenen Input der Lernenden.