Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

Mit Statistik ins Finale?

Informatiker der Freien Universität entwickeln Simulator für die Fußball-Weltmeisterschaft

In Brasilien hat am Donnerstag (12.06.) die Fußballweltmeisterschaft begonnen. Wer schon jetzt wissen will, wie sie ausgeht, bekommt Unterstützung von der AG Intelligente Systeme und Robotik der Freien Universität Berlin. Die beiden Wissenschaftler David Dormagen und Raul Rojas haben dort eine Software entwickelt, mit der die WM online ausgetragen werden kann. Jeder Nutzer kann die für die Simulation verwendeten Parameter selbst einstellen und so eine eigene Einschätzung der besseren Indikatoren für die Spielstärke einer Mannschaft in die Simulation einbringen.

ein fußballfeld
(©lenipopeni/photocase)

Die virtuellen Weltmeisterschaftsspiele werden anhand der Rankings der 32 teilnehmenden Mannschaften simuliert: Bei den FIFA beziehungsweise "Elo"-Fußball-Rankings bekommen die verschiedenen Nationalteams eine gewisse Anzahl von Leistungspunkten, die ihre jeweilige Spielstärke widerspiegeln. Ist die Differenz der Spielstärke von zwei Mannschaften groß, kann anhand von historischen Daten die Siegwahrscheinlichkeit der besseren Mannschaft berechnet werden. Die Spiele werden dann anhand dieser Wahrscheinlichkeiten ausgetragen. Die bessere Mannschaft gewinnt dann beispielsweise in sechs von zehn Partien, aber nicht immer - auch starke Mannschaften können manchmal einen schlechten Tag haben.

Ball der auf der Torlinie liegt
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Um den Weltmeister zu ermitteln, werden alle Spiele in einem ganzen Turnier virtuell durchgespielt. Da aber eine einzige Simulation nicht aussagekräftig genug ist (schließlich spielen im Fußball der Zufall und die Tagesform der Spieler eine wichtige Rolle) wird die Simulation bis zu 10.000 Mal ausgeführt - also die gesamte WM wird 10.000 Mal virtuell komplett ausgetragen. Mit diesem System kann der Fortschritt eines jeden Teams bis zum Finale verfolgt werden. Am Ende berechnet das System die relative Häufigkeit, mit der ein Team wie Brasilien oder Spanien ins Viertel-, Halb- oder sogar ins Finale einzieht. Mit dem Simulator wird also letztlich die Wahrscheinlichkeit für den Sieg einer bestimmten Mannschaft errechnet.

ausschnittbild aus dem simulator
© AG Intelligente Systeme und Robotik der Freien Universität Berlin

Im Simulator können auch Heimvorteil und sogar der Marktwert der Spieler als Einflussfaktoren für Sieg oder Niederlage berücksichtigt werden. Der Nutzer kann außerdem die verschiedenen Rankings oder Einflussfaktoren selbst gewichten. Denkt man etwa, dass die FIFA-Rangliste aussagekräftiger ist als die Marktwerte, kann man die erstere mit einem höheren Gewichtungsfaktor belegen.Den Berechnungen des Simulators zufolge sind zurzeit die favorisierten Mannschaften Brasilien, Argentinien, Deutschland und Spanien. Auf diese vier Teams entfällt fast 66 Prozent der Wahrscheinlichkeit die WM zu gewinnen. Mit anderen Worten: Wenn der Sieger nicht eine dieser vier Mannschaften wird, wäre das eine mittelgroße Überraschung.

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